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Wie Skateboard im Schnee
Langlauf mal ganz anders: Die neuen Jibskates sind in Amerika bereits Kult
Ski-Langlauf ist trotz deutscher Erfolge im Weltcup hierzulande keine sexy Sportart. Wenn ältere Männer mit vereisten Bärten auf endlosen Loipen durch verschneite Wälder fahren, versprüht das zwar winterlichen Charme, aufregend ist es jedoch selten.
Nun aber kommt Jibskate, der kleine, wilde und verspielte Bruder des Langlaufs, nach Europa. Zuletzt wurden sie auf der Jugendmesse »You« in Berlin vorgestellt. In den USA ist Jibskate bereits Kult. Viele Jugendliche fasziniert die Mischung aus flexibler Skating-Technik sowie spektakulären Sprüngen und Manövern. Während normale Langlauf-Skier etwa zwei Meter lang sind, bringen es die Jibskates auf gerade mal 1,60 Meter. Sie sind an beiden Enden aufgebogen, außerdem dicker und stabiler als klassische Langlauf-Skier. Das ermöglicht den Einsatz der Skating-Technik, bei der die Sportler im Schlittschuhschritt fahren und so zum Beispiel ohne Hilfe eines Lifts Anhöhen erklimmen.
Die kurzen Skier erlauben allerdings auch die Tricks und Sprünge, aufgrund derer der Sport in den USA schon viele junge Fans gewonnen hat. Jibskater springen mit geringem Kraftaufwand über selbstgeschaufelte Schanzen und kreuzen ihre Skier in der Luft, Experten wie der amerikanische Weltklasse-Langlauf-Sprinter Andy Newell schlagen dabei sogar Saltos.
In so genannten »Nordic-Parks« kann man mit den Jibskates über Hindernisse, Rampen und Geländer gleiten - das englische Wort »to jib« kommt aus dem Jargon der Snowboarder und bedeutet auf deutsch »gleiten« oder »über etwas rutschen«.
In Deutschland gibt es bislang nur einen Nordic-Park im bayerischen Reit im Winkl. »Jibskate kann man aber auch in Ostwestfalen-Lippe betreiben«, sagte Thomas Drindl, Marketingmanager Nordisch des österreichischen Skiherstellers Fischer. »Alles, was man braucht, ist Schnee. Eine Schanze kann man sich sogar im Garten schaufeln.«
Auch wenn beim Jibskate der Spaß im Vordergrund steht, sei der Sport doch sehr gesund, behauptet Drindl. Die Ausdauer werde trainiert, beim Springen und Gleiten sei zudem die Koordination des ganzen Körpers gefragt. Und zu guter Letzt ist es um einiges günstiger als alpiner Skisport. Der Liftpass ist entbehrlich und in einem schneereichen Winter kann man sich sogar die Reise in die Berge sparen.Peter Reineke

Artikel vom 18.11.2006