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Aus dem Leben eines B-Promis

Oliver Pocher live im Bielefelder Ringlokschuppen


Von Hanne Biermann (Text) und Hans-Werner Büscher (Foto)
Bielefeld (hb). Besah man sich das Publikum, hätte man sich auch auf einem Konzert der Band »Tokio Hotel« wähnen können: Mit einem »Olli, wir lieben dich«-Plakat bewaffnet, füllten vorzugsweise Teenies die ersten Reihen, als Oliver Pocher, der Popstar unter den Comedians, am vergangenen Donnerstag mit seinem Tourprogramm »It«s my life - Aus dem Leben eines B-Promis« im Bielefelder Ringlokschuppen Halt machte. Er selbst kündigte an, dass sein Programm »unter 18 Jahren nicht geeignet, aber strengstens empfohlen« sei.
Als Pocher um kurz nach acht die Bühne betritt, fällt sein Blick auf das selbstgemalte Plakat. Er nimmt es entgegen, spricht mit den Mädchen, kontert aber auch damit, dass man »sowas in der Waldorfschule lernt« und erntet dafür Beifall. So sind beide Seiten zufrieden.
Bei seiner »Backstreet Boys«-Parodie verwundert es nicht weiter, dass das junge Publikum mitsingen kann. Die Erinnerung an die Titelmelodien der Zeichentrickserien »Sindbad« und »Kimba« teilt Pocher hingegen mit einem wesentlich geringeren Teil des Publikums.
Sein Programm, das er selbst als »Persönliches, Vertrauliches, Intimes, ob Sie es hören wollen oder nicht« zusammenfasst, zeigt dann auch einen Oliver Pocher, wie man ihn aus seinen Fernsehauftritten gewohnt ist: frech, beleidigend, politisch unkorrekt und meist ohne Niveau. Aber auch das kann ungemein unterhaltsam sein. Das Publikum im ausverkauften Ringlokschuppen hat jedenfalls seinen Spaß, lacht und applaudiert, es hat nichts Anderes erwartet. Schließlich nimmt auch er selbst sich nicht ernst, liest sogar die völlig negative Kritik aus der Süddeutschen Zeitung über seinen Auftritt in München vor, kommentiert diese und fügt hinzu, was an schlechten Witzen nicht erwähnt wurde. Auch bei dem Kommentar, er vergleiche in seinem Bühnenprogramm Stoiber indirekt mit Hitler bleibt ihm nur zu korrigieren: »Ich vergleiche Stoiber direkt mit Hitler«.
Zur Bühnenausstattung gehören nur ein Tisch und ein Keyboard ohne wirkliche Funktion. Doch Pocher, mit »Danke Deutschland«-Shirt bekleidet, weiß die Bühne zu füllen. Ob als gefoulter italienischer Fußballstar, »Popstars«-Choreograph, aggressives »Super Nanny«-Kind oder Michael Jackson - er tanzt, schreit und rollt sich über den Boden.
Besonders zu punkten versteht Pocher im Dialog mit dem Publikum. Schlagfertig und spontan kommentiert er immer wieder die Zwischenrufe der Teenies, interviewt ein Paar in »Nur die Liebe zählt«-Manier und hat es letztlich auch auf die Presse in der ersten Reihe abgesehen.
Am Schluss seines Programms lässt sich Oliver Pocher bereitwillig von den Zuschauern fotografieren, während er sich singend (Robbie Williams »Feel«) von ihnen verabschiedet.

Artikel vom 11.11.2006