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Magath sagt
danke und gibt
zwei Tage frei

Die Bayern erfreuen ihren Trainer

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
Leverkusen (WB). Zwischen Freude und Frust liegt im Fußball nicht viel. Da kann sich das Allgemeinbefinden innerhalb von Minuten ändern. Erst 1:2, dann 3:2. Gerade steckten die Bayern noch knietief in der Krise, jetzt haben sie schon wieder die Liga-Spitze im Visier.

Unter solchen Umständen lassen sich auch hartgesottene Trainer nicht lumpen. Felix Magath ist es nach dem Auswärtsieg seiner Mannschaft bei Bayer Leverkusen regelrecht warm geworden ums Herz, in dem seine Profis ungewohnt viel Platz fanden: »Herzlichen Dank an die Mannschaft für diese große Leistung.« Das ist ein Satz, der Fußball-Lehrern sonst nach gewonnenen Finalspielen einfällt, aber die Bayern siegten nur in einer ganz normalen Partie, wie es sie 34 Mal gibt pro Saison.
Also muss es wohl nicht gut gestanden haben um Magath, wenn er so ein Kompliment verteilt. »Ich bin verantwortlich«, hat er nur gesagt, »und ich war auch verantwortlich für das 0:1 gegen Hannover.« Jene Blamage in der Mitte der englischen Woche, die Statistik und Spott auslöste: Die Heimpleite gegen die Niedersachsen war für den peinlich berührten Rekordmeister die vierte Niederlage im elften Spiel. Das war den Bayern zuletzt 1974 passiert, als Franz Beckenbauer den Ball beim legendären 0:6 in Offenbach ins eigene Netz schaufelte. 32 Jahre später taten sich ähnliche Abgründe auf. Magath gab die Vorhersagen wieder, die noch am Freitag getroffen wurden: Am Abend würde Spitzenreiter Werder Bremen mit einem Sieg gegen Dortmund das Nord-Süd-Gefälle auf stolze neun Punkte ausdehnen. Und die Bayern in Leverkusen? Stolpern sicher in der BayArena.
Tja. Ein typischer Fall von denkste. Bremen patzte, Bayern packte sich die Leverkusener. »Jetzt sind es nur noch drei Punkte«, frohlockte Felix Magath und verkündete kess: »Die Bayern sind auf dem Weg, wieder die Alten zu werden.« Dabei spielte sich das kleine Comeback des Titelverteidigers unter dramatischen Umständen ab. Münchens Pausenführung durch Hasan Salihamidzic (33.) überdauerte nur bis zur 47. Minute, in der »Joker« Stefan Kießling ausglich. Und die jetzt endlich mutiger auftretenden Leverkusener gingen sogar in Führung, weil auch ihr zweiter Einwechselspieler traf: Athirson erzielte das 2:1 in der 80. Minute.
Vielleicht brauchten Magaths Männer genau diesen Impuls, denn plötzlich legten sie eine wilde Entschlossenheit an den Tag, die es in dieser Saison so noch nicht zu sehen gab. Innerhalb von 177 Sekuden führten Martin Demichelis (80.) und Claudio Pizarro (83.) eine Wende herbei, die aus dem eben noch angespannten Magath einen entspannten Trainer machte. Und nicht nur das: In seiner Erleichterung spendierte der Übungsleiter seinen Profis zwei freie Tage. Erst Dienstag müssen sie wieder antanzen.
Da kann man mal sehen, was in kürzester Zeit alles möglich ist. Die Bayern sind nun wieder die Bayern. »Sie stechen zu, wenn es richtig weh tut«, hob auch Bayer-Sportdirektor Rudi Völler die Rückkehr des Meisters zu seinen bekannten Gemeinheiten hervor.
Die Streicheleinheiten, die Magath verteilte, bekam er selbst allerdings nicht. Manager Uli Hoeneß knuffte den Trainer nach dem Abpfiff auf rustikale Art. Da entlud sich ziemlich handgreiflich die ganze Anspannung.

Artikel vom 13.11.2006