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Sechs Treffer in Berlin - aber niemand jubelt

3:3 - der VfL Bochum kann den Zwei-Tore-Vorsprung in Berlin nicht nach Hause bringen

Berlin (dpa). Sechs Tore, ein Geburtstagskind, aber kein Jubel: Nach dem 3:3 in der Hauptstadt steckt der VfL Bochum weiter im Schlamassel - und Hertha BSC kann sich höchstens über die erhaltene Heimserie freuen.
»Wir hatten die Nase ein bisschen über Wasser«, kommentierte der unter intensiver Beobachtung stehende VfL-Coach Marcel Koller an seinem 46. Geburtstag das Remis in Berlin. 3:1 hatte seine Elf schon geführt. Doch »im Moment schwimmen wir in einem Wasserstrudel mit Bleiweste«, ärgerte sich Koller über den Ausgleich der Hausherren, den Dick van Burik (58.) und Andreas Neuendorf (80.) in einer Aufholjagd erzwangen. »Wir sind alle enttäuscht, dass wir nach dem 3:1 nicht den 'Dreier' gemacht haben«, sagte Koller.
»Vom Auftritt her«, so der VfL-Trainer, sei dies jedoch ein »Lebenszeichen« gewesen. Was er vor allem an der Reaktion seines Personals nach dem 0:1 ausmachte. Verteidiger Heiko Butscher hatte im Mittelfeld den Ball verloren, Herthas Top-Torjäger Marko Pantelic bedankte sich mit einem spektakulären Heber über Bochums Schlussmann Alexander Bade hinweg (9.) und erzielte sein achtes Saisontor. »Jeder hat dann geholfen und für den anderen gekämpft«, sagte Koller.
Der Grieche Theofanis Gekas (39.) und Zvjezdan Misimovic (45.+1/47.) schlugen in der besten Phase des VfL zu und brachten Hertha an den Rand der ersten Heimniederlage seit dem 2. Mai. Am Ende aber reichte dies nicht, »weil in der zweiten Halbzeit die Ruhe gefehlt hat«, so Koller. Die Auswirkungen der Punkteteilung auf seine persönliche Situation wollte das Geburtstagskind nicht weiter kommentieren: »Das kann ich nicht beurteilen.« Nach Gelb-Rot für David Pallas (87.) brachte sein Team zumindest das 3:3 über die Bühne. »Jetzt müssen wir endlich auch zu Hause mal so auftreten«, sagte Koller mit Blick auf die nächste Partie am Freitag gegen Eintracht Frankfurt.
Die derzeit unberechenbaren Berliner kassierten gegen den mutigen Neuling schon die Saison-Gegentreffer Nummer 15 bis 17, was Manager Dieter Hoeneß auf den Plan rief: »Das sind zu viel.« Das erste Bochumer Tor fiel »mal wieder« (Trainer Falko Götz) nach einem Standard, vor dem zweiten patzte Herthas Jungprofi Sofian Chahed ähnlich amateurhaft wie auf der Gegenseite Butscher. »Das geht auf meine Kappe. Ohne meine individuellen Fehler hätten wir gewonnen«, gestand Chahed.
So verpasste Hertha mit nur fünf Punkten aus der englischen Woche den direkten Anschluss zur Tabellenspitze. »Wir könnten es uns leichter machen«, bemerkte Hoeneß mit Hinweis auf fehlende Konstanz und zu kompliziertes Spiel der jungen Berliner Elf. »Es gibt genügend Ansätze zur Kritik, aber auch vieles, was man loben kann - allen voran die Moral«, erklärte der Manager. Koller hätte das genau so übernehmen können.

Artikel vom 13.11.2006