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Nur jeder zweite hat Interesse an EQJ

Jugend nicht zum Backen


Gewusst haben wir es schon immer. Jetzt haben wir den Beweis. »Die« Jugend will sich überhaupt nicht ausbilden lassen.
Wie anders soll man erklären, dass von 1750 Lehrstellenbewerbern, die bisher leer ausgingen, nur jeder zweite das Angebot zur Nachvermittlung in eine Einstiegsqualifizierung (EQJ) angenommen hat?
Doch ehrlicherweise ist das offenkundige Desinteresse zwar ein Riesenärgernis. Ein Beweis, dass »die« Jugend ausbildungs- oder sogar arbeitsscheu wäre, ist es aber nicht.
Jeder Zweite immerhin ist bereit, sich monatelang nur für ein großzügiges Taschengeld testen zu lassen. Denn mehr als eine kleine Anerkennung sind die 192 Euro nicht, wenn man Kosten für Anfahrt und Kleidung abzieht - von einer eventuellen Unterkunft ganz zu schweigen.
Man muss wohl davon ausgehen, dass - zusätzlich zu persönlichen, familiären und schulischen Defiziten -ÊJugendliche durch ständige Ablehnungen auch ins Abseits gedrängt werden. Dort angekommen, ist es unheimlich schwer, sie ins normale (Arbeits-)Leben zurückzuführen.
Wenn die 850 Jugendlichen, die sich wirklich um eine Nachvermittlung bemühen, über EQJ doch noch einen Ausbildungsplatz erhalten, hat sich der Aufwand dank des Engagements vieler Arbeitgeber gelohnt.
Ob man sich nun beklagt oder sogar anklagt - es hilft nicht. Wir haben nun mal nur diese Jugend und können uns auf die Schnelle keine andere backen. Bernhard Hertlein

Artikel vom 11.11.2006