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»UEFA-Cup nicht
unrealistisch«

DSC-Kapitän Mathias Hain mutig

Von Werner Jöstingmeyer
Bielefeld (WB). Mathias Hain war noch ein bisschen blaß um die Nase. Die Gliederschmerzen und der Schüttelfrost waren trotz aller medizinischer Künste von Vereins-Doc Günter Neundorf nicht spurlos an Arminias Nummer 1 vorüber gegangen. »So etwas schlaucht«, gab »Matze« ehrlich zu.
Arminias Nummer 1: Mathias Hain.

Dennoch biss er die Zähne zusammen und stellte sich gegen Hertha BSC zur Verfügung. Wohl auch, weil es seinen Stellvertreter Marc Ziegler noch schlimmer erwischt hatte. Der Ersatzkeeper war zudem bis gestern krank geschrieben. Nach der Partie war »Matze« froh, dass die Berliner Gäste ihn an diesem regnerischen Mittwoch Abend nicht vor allzu schwere Aufgaben gestellt hatten. »Bis auf ein paar Ausnahmen stand unsere Abwehr wieder sehr gut«, war er mit der Arbeit der Kollegen aus der eigenen Defensivabteilung einverstanden.
An den beiden Toren von Gilberto in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit zum 1:1 und dem BSC-Führungstreffer zum 1:2 durch Gimenez (58.) traf Hain keine Schuld. Der Bielefelder Kapitän nahm es relativ gelassen, dass er erst zum dritten Mal in dieser Saison mehr als einen Gegentreffer kassierte. Vielmehr lobte er den Gegner: »Hertha hat ein klasse Spiel gemacht und präsentierte sich als bisher beste Mannschaft, gegen die wir in dieser Saison zu Hause gespielt haben.«
Komplimente fand er vor allem für sein Gegenüber Christian Fiedler. »Als wir in der Schlussphase mächtig Druck gemacht haben, durfte sich Berlin eigentlich bei seinem Torwart bedanken, dass es beim 2:2 blieb.«
Unterm Strich war für den Bielefelder Schlussmann das Remis in Ordnung. Arminia habe diesmal nicht den Hurra-Stil bevorzugt, sondern enorme Geduld bewiesen. Hain stellte anerkennend fest: »Auch in diesem Punkt haben wir deutlich an Qualität hinzu gewonnen.« Anschließend verriet der Keeper seine bis dato noch nie von ihm gehörten Visionen: »Unsere Mannschaft hat Qualitäten, die viele noch gar nicht erkennen. Ein UEFA-Cup-Platz ist nicht völlig unrealistisch.«
Einen Kräfteverschleiß nach dem laufintensiven Spiel in Dortmund hat Hain im übrigen bei den Kollegen nicht feststellen können. Eine »englische Woche« sei zwar etwas gewöhnungsbedürftig, könne aber eigentlich nicht zum Substanzverlust führen, weil das Training zwischen den Spielen doch erheblich reduziert und der Situation angepasst sei. Trotz des nicht ganz überstandenen Infektes war es für Arminias Spielführer ein gelungener Mittwochabend. Den 16. Punkt gewonnen und die Distanz zu den Abstiegsplätzen wieder auf sieben Zähler ausgebaut. »Matze« hatte den Blick für die Realität nicht verloren.

Artikel vom 10.11.2006