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Lichtermeer voller Vorfreude

Gemütliche Adventszeit in Kopenhagen und anderen Orten am Öresund

Von Hilke Maunder
Bei Eiseskälte wird es hier richtig gemütlich: Im Advent verwandelt sich die Öresundregion in ein Lichtermeer voller Vorfreude. Mit Märkten und Konzerten, üppigem Weihnachtsschmuck, ausgelassener Fröhlichkeit und herzerwärmenden Köstlichkeiten genießen beispielsweise die Dänen in Kopenhagen die Wochen vor dem Weihnachtsfest.

Mit der Dämmerung, gegen drei Uhr nachmittags, beginnt Kopenhagen zu leuchten. Kaum eine Gasse ohne Lichterkette, kaum ein Geschäft ohne Elch und Engel, kein Fenster kerzenlos. Überall in der Hauptstadt konkurrieren Wohnungen, auch Läden und Lokale, um die schönste lllumination. Am Hotel d'Angleterre dreht sich inmitten des Lichtervorhanges der Fassade ein nostalgisches Karussell, auf der Einkaufsmeile Strøget tanzen Tannengrün, weiße Sterne und rote Herzen im Takt der Brise; überall umrahmen Tannenzweige Fenster und Türen. Trendig hat sich das Traditionskaufhaus Ilum gestylt. Seine Fassade ist in knalliges Grün getaucht, seine sechs Etagen changieren von Pink bis Orange.
Ein Lichtermeer ist auch Kopenhagens Tivoli. Eine Million Glühlämpchen blinken an den Karussells, illuminieren die Eisbahn, verwandeln die nostalgischen Theater und Lokale in Traumpaläste und tauchen das Weihnachtsdorf in weiches Licht. In seinen Holzbuden werden Strickwaren und Schaffelle, Glasschmuck und Holzspielzeug verkauft. Hier und dort können die dick eingemummten Besucher dänische Weihnachtsspezialitäten kosten - Würste vom Hirsch, Reh oder Rind, Heringsmarinaden oder hausgemachte Marmeladen.
Zu Monika Lessing kommen die Naschmäuler: In ihrer Hütte gibt es »Brune kager« aus Lebkuchenteig mit fein gehackten Nüssen als Belag, kreisrunde »Peppernødder« aus Ingwer, Zimt, Muskatnuss und kleine ®bleskiver, kleine Berliner, die mit Puderzucker bestreut werden. Frisch aus der Friteuse kommen die »Klejner«, ein längliches Schmalzgebäck aus Mehl, Ei, Butter und winzigen Zitronenrechtecken, das ebenfalls warm genossen wird.
»Und jetzt zu die Nisser!«, fordert der Nachwuchs. Alljährlich im Advent wird im Tivoli ein ganzes Dorf für die dänischen Weihnachtswichtel gestaltet: Nissekobing, unsichtbar mit Ton, Licht und kleinen Motoren zum Leben erweckt. 136 Kobolde sausen hier, die Zipfelmütze auf dem Kopf, den Skihang hinab, schlemmen an einer langen Tafel und horten ihre Schätze tief im Berg.
Vor den bunten Fassaden des Hafenkanals Nyhavn sind alte Holzsegler vertäut. Auf dem Kopfsteinpflaster stehen Schalen mit glühenden Kohlen. Dicht an dicht halten die Besucher des romantischen Weihnachtsmarktes ihre Hände über die Glut und wärmen sich. Die Luft duftet nach Zimt, Nelken und Schafwolle, aus einem Leierkasten dringen Weihnachtsweisen.
Den besten Glühwein, da sind sich die Hauptstädter einig, gibt es in Hviids Vinstue am Kongens Nytorv 19. Bereits im August wird in dem urigen Weinlokal der 18-prozentige Mix aus Portwein, Cognac, Rum und Rotwein angesetzt. Im Dezember kommen Gewürze, Mandeln und Rosinen hinzu. Er wärmt die Eisläufer auf, die auf dem Kongens Nytorv ihre Runden drehen und macht fit für einen Einkaufsbummel. Er könnte vom Magasin du Nord mit der größten Weihnachtsartikel-Abteilung Dänemarks, vorbei an den Weihnachtstischen von Royal Copenhagen, die seit 42 Jahren Künstler wie Jette Frohlich für die königliche Kristall- und Porzellanmanufaktur am Amagertorv gestalten, den Strøget hinab führen bis zum Rathausplatz. Dort wird am ersten Advent der offizielle Weihnachtsbaum der Stadt mit 800 Lichtern und 150 Papierherzen geschmückt.

Artikel vom 14.11.2006