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»Zeit für die
Rückkehr war
noch nicht reif«

Di Salvo erwartet SC Paderborn

Von Matthias Reichstein
München (WB). Die Löwen-News, das Stadionheft des TSV 1860 München, bringt den einzigen Paderborner im Team ganz groß raus: Antonio Di Salvo gibt es in der Münchner Allianz-Arena, zum heutigen Zweitliga-Heimspiel gegen den SCP 07 (18 Uhr/arena live), als Poster. Riesig, bunt und glänzend - so wie sich die »Löwen« ihre Fußball-Welt vorstellen.

Ob auch die »Sechziger« »groß« aufspielen werden, da hat der Stürmer Zweifel. Was weniger an der Klasse seiner Mannschaft liegt, sondern mehr an der Qualität der Gäste: »Paderborn hat im Vorjahr sensationelle Leistungen gezeigt und verfügt auch jetzt wieder über eine sehr, sehr gute Mannschaft.« Der 27-Jährige hat die Elf um den neuen Trainer Roland Seitz zuletzt beim 0:3 gegen den Tabellenführer Karlsruher SC im Fernsehen beobachtet und war beeindruckt: »Da waren bis auf die Chancenverwertung kaum Unterschiede zu erkennen.«
Dafür sind die zwischen dem SC Paderborn 07 und den Münchner »Löwen« umso größer. Zwar weniger sportlich, da liegen beide Klubs mit 15 Zählern gleichauf, mehr was Tradition und Stadion angehen. Das war für Di Salvo im Sommer aber nur ein Grund, sich für den Weg zurück an die Isar zu entscheiden. Ein anderer war viel entscheidender: »Die Zeit für eine Rückkehr war noch nicht reif.«
Wochenlang besprach der Torjäger (drei Treffer, zwei Vorlagen) mit seinem Berater Günther Rybarczyk einen möglichen Wechsel: »Günther hat versucht, mir Paderborn schmackhaft zu machen, aber am Ende wollte ich nicht. Wobei die Verhandlungen mit dem SCP nie so weit gediehen waren, wie heute vielfach behauptet wird.«
Ungeklärte Stadionfrage und schlechte Trainingsbedingungen beschäftigten Di Salvo. Punkte, die sich hätten lösen lassen. Problematischer wird es bei der Frage, wie eine Mannschaft auf einen Neuzugang reagiert, dessen Schwiegervater der Sportliche Leiter ist. »Diese Situation wäre für alle Beteiligten schwierig gewesen«, sagt Di Salvo, der aber auch die SCP-Fans anspricht. Bis heute hat der junge Familienvater (Laetitia ist neun Monate alt) nicht ihre Reaktionen vergessen, als sein Wechsel 1999 zum FC Bayern München bekannt wurde und der Torjäger nicht mehr traf: »Die Pfiffe waren sehr enttäuschend.«
Wie der Auftritt der »Löwen« am Dienstag in Karlsruhe. »Wir haben nach der Pause acht Minuten geschlafen, drei Tore kassiert und laufen jetzt Gefahr, den insgesamt guten Saisonstart endgültig zu versauen«, blickt der Italiener auf das 1:4 zurück. Die Gefahr am heutigen Abend heißt SC Paderborn. Aus den vergangenen fünf Spielen holten die Münchner nur noch drei Punkte, rutschten bis auf Rang neun ab und stehen mit dem Rücken zur Wand. Sportlich, weil der Abstand zur Spitze immer größer wird. Wirtschaftlich, weil die Zuschauerzahlen von 48 800 auf zuletzt 23 400 absackten.
Im Sommer retteten die großen Bayern noch ihren kleinen Nachbarn und kauften für 11 Millionen Euro alle Stadionanteile. Dieser Kredit muss bis zum 30. Juni 2010 mit etwa 30 Millionen Euro getilgt werden. Damit steht der TSV am Rande des Ruins. Auch wenn die Welt in den Löwen-News weiter rosarot beschrieben wird.
Außerdem spielen heute in der 2. Liga: Rostock - Braunschweig, Koblenz - Karlsruhe (beide 18 Uhr)

Artikel vom 10.11.2006