10.11.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

4 Millionen sahen TV-Fahndung

Auch Frauke Liebs Eltern verfolgten gestern »Aktenzeichen XY ungelöst«

Von Christian Althoff
Paderborn (WB). Trotz schmerzlicher Erinnerungen haben die trauernden Eltern der ermordeten Schwesternschülerin Frauke Liebs (21) gestern Abend vor ihrem Fernseher die Fahndung nach dem Mörder in der ZDF-Sendung »Aktenzeichen XY ungelöst« verfolgt.
Gestern Abend beantwortete Hauptkommissarin Anne Henze aus Paderborn im Münchener TV-Studio die Fragen von Moderator Rudi Cerne. In Paderborn warteten derweil Ermittler auf Anrufe von Zeugen.
Frauke Liebs verschwand auf mysteriöse Weise.
»Unsere Familie hofft inständig, dass sich aufgrund der Sendung doch noch ein Zeuge findet, mit dessen Hilfe der Tod unserer Tochter aufgeklärt werden kann«, sagte gestern Klaus Liebs (55) aus Lübbecke, der Vater der 21-jährigen Frau. Sie war am 20. Juni abends in Paderborn verschwunden, hatte sich an den folgenden acht Tagen noch sieben Mal per Handy bei ihrem früheren Freund gemeldet und war am 4. Oktober von einem Jäger tot in einem Wald in Lichtenau (Kreis Paderborn) gefunden worden.
Mutter Ingrid Liebs (53), Schwester Karen (19) und ihr früherer Freund Chris K. (24) hatten an dem Filmbeitrag für die gestrige Fernsehfahndung mitgewirkt. Die Interviews waren Ende September gedreht worden, als Frauke Liebs noch als vermisst galt. Trotzdem waren die Stellungnahmen, die vor allem Fraukes Charakter und Wesen beschrieben, in den Filmfall eingearbeitet worden. Frauke Liebs, die die Krankenpflegeschule des St. Vincenz-Krankenhauses in Paderborn besucht hatte, war in dem Film von einer ähnlich aussehenden Schauspielerin dargestellt worden.
Der Sender rechnete gestern Abend mit einer Einschaltquote von nahezu 14 Prozent und mehr als vier Millionen Zuschauern. ZDF-Sprecher Thomas Stange: »In diesem Jahr sind unsere Aktenzeichen-Sendungen von durchschnittlich 4,16 Millionen Zuschauern verfolgt worden, und einen ähnlichen Wert erwarten wir auch für unsere November-Ausgabe.«
In der Sendung hatte Hauptkommissarin Anne Henze aus Paderborn Fragen von Moderator Rudi Cerne beantwortet und das kleine Modeschmuck-Kreuz gezeigt, das bei Frauke Liebs gefunden worden war und dessen Herkunft noch immer ungeklärt ist (wir berichteten). Gezeigt wurden auch Vergleichsstücke von Fraukes »Fossil«-Armbanduhr und ihrem Handy »Nokia 6230«, die ebenso wie ihre schwarze Handtasche verschwunden sind.
Hauptkommissar Ralf Östermann, der die elfköpfige Mordkommission leitet, hatte große Hoffnungen in die Sendung gesetzt: »Man mag es kaum glauben, aber trotz der wochenlangen Berichterstattung in Ostwestfalen-Lippe gibt es noch immer Menschen, die den Fall Frauke Liebs nicht kennen. Vielleicht können wir ja mit der ZDF-Sendung noch einen wichtigen Zeugen ausfindig machen.« Nach wie vor sind für Hinweise, die zur Ermittlung des Täters führen, 7500 Euro Belohnung ausgesetzt.
Die Polizisten der Mordkommission hatten sich gestern Abend in der Polizeiinspektion Paderborn auf einen langen Abend gefasst gemacht. Bis 22 Uhr waren gestern 25 Anrufe eingegangen. Östermann: »Einige Hinweisgeber glauben, Frauke nach ihrem Verschwinden noch gesehen zu haben. Dem werden wir jetzt nachgehen.«l Hinweise erbittet die Kripo unter der Telefonnummer 05251/3060.

Artikel vom 10.11.2006