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Lebendiges Brauchtum

Advents- und Weihnachtszeit in Garmisch-Partenkirchen

Das Paradeisl war früher aus der Weihnachtszeit in Garmisch-Partenkirchen nicht wegzudenken. Der Vorläufer des heutigen Adventskranzes besteht aus Äpfeln und dünnen Haselnussästen, die zu einer Pyramide zusammengesteckt werden.

Tannenzapfen und Wachslichter dienen als Verzierung und noch heute wird dasÊ Paradeisl gerne als Tischschmuck aufgestellt, in Erinnerung an längst vergangene Zeiten. Zeiten, in denen sich rund um das Weihnachtsfest viele Geschichten und Mythen rankten, in der Traditionen gepflegt wurden, die heute nur noch wenige kennen.
Tiefe Frömmigkeit und der geschickte Umgang mit dem Schnitzmesser sorgen im Werdenfelser Land bis heute für weihnachtliche Kunstwerke, die in ihrer Art einzigartig sind, denn seit Jahrhunderten werden hier wertvolle Krippen geschnitzt. Viele befinden sich über Generationen hinweg im Familienbesitz, andere können im Museum Aschenbrenner bewundert werden, wo das Krippenmuseum ein neues Zuhause gefunden hat. 25 Weihnachtskrippen sind hier ausgestellt, von der orientalischen Krippe bis hin zur Passionskrippe. Vor allem die detailgetreue Darstellung der einzelnen Figuren begeistert die Besucher, die hier oft staunend vor der Engelkrippe stehen und versuchen, die Himmelsboten zu zählen.
Während das Museum eher Touristen anzieht, treffen sich am 2. Adventswochenende sowohl Feriengäste als auch Einheimische in der Garmisch-Partenkirchener Bayernhalle. An drei Tagen, vom 8. bis 10. Dezember, wird dort das Werdenfelser Krippenspiel dargeboten. Das von Otto Blümel geschriebene Heimatstück bringt Christi Geburt in das Werdenfelser Land, aufgeführt von mehr als 80 Laiendarstellern, Sängern und Musikanten in bayerischer Mundart. Für viele ist dieses Stück einer der Höhepunkte der Adventszeit, die als Wintersonnenwende einen ganz besonderen Moment im Bäuerlichen Kalender darstellt. Karten für das Werdenfelser Krippenspiel können über Garmisch-Partenkirchen Ticket unter der Telefonnummer 0 88 21 /7 30 19 95 bestellt werden.
Lebendiges Brauchtum bedeutet auch, dass immer wieder neue Rituale entstehen, vor allem am Heiligen Abend selbst. Von 11 bis 14 Uhr ist der Weihnachtsmarkt in der Garmischer Fußgängerzone ein letztes Mal geöffnet, am Mohrenplatz steht eine große Krippe, die vom Nachmittag an beleuchtet ist und vielen so den richtigen Rahmen für einen gemeinsamen Glühwein liefert. Bei Einbruch der Dunkelheit treffen sich am 24. Dezember außerdem immer mehr Garmisch-Partenkirchener auf dem Friedhof zu einer gemeinsamen Andacht. Begleitet werden sie dabei von den Weihnachtsliedern der örtlichen Musikkapellen. Für Besucher ein außergewöhnlicher Anblick, denn nahezu auf jedem verschneiten Grab steht hier ein kleiner Christbaum mit brennenden Kerzen.

Artikel vom 14.11.2006