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Weniger in Urlaub als früher

Die Sommer-Saison 2006 hat nicht jeden zufriedengestellt


Von Thomas Albertsen
2006, wow, welch ein Jahr! Deutschland war phantastischer Gastgeber einer tollen Fußball-WM, wir hatten den wärmsten Juli und gleich darauf den kältesten August und den schönsten Altweibersommer seit Jahrzehnten. Aber weder Fußball noch Wetter kann als Grund dafür herhalten, dass die Reisesaison des vergangenen Sommers nicht jeden zufriedenstellte.
Denn 37 Prozent der Daheimgebliebenen nennen finanzielle und berufliche Gründe für den Reiseverzicht. Nur drei Prozent derer, die nicht verreisten, begründeten ihr Daheimbleiben mit dem Wunsch, die WM-Spiele im Fernsehen oder beim »public viewing« anzuschauen. Von den 48 Prozent aller Deutschen, die sich dennoch aufmachten (2005 waren es noch 54 Prozent), gab fast ein Drittel weniger Geld aus als im Vorjahr.
Die Durchschnittsdauer des Sommerurlaubs betrug 12,8 Tage, knapp ein Drittel der Reisenden war nur maximal eine Woche unterwegs. Nur noch sieben Prozent der Deutschen blieben für mindestens zwei Wochen der Heimat und der Arbeit fern. Weitere Trends, die die Forscher her-ausfanden: Gemeinsamer Urlaub mit Freunden und Bekannten wird immer populärer, mittlerweile entscheiden sich 36 Prozent der Deutschen für diese Reiseform. Darüberhin-aus ist für zwei Drittel der eigene Lebenspartner wichtigste Begleitperson. Der Anteil der Alleinreisen stieg auf sieben Prozent.
Klare Verlierer bei der Wahl der Verkehrsmittel waren Bahn und Bus -Êschon zum vierten Mal in Folge sank ihr Anteil. Dafür stieg der Anteil der Flugreisenden auf 29 Prozent. Das Gros, nämlich 54 Prozent, mag bei der Sommerreise allerdings nicht auf das eigene Auto verzichten. Daran konnte auch die Ferien-Abzocke an den Tankstellen nichts ändern.
32 Prozent der Urlauber hielten ihrem Heimatland die Treue, wobei Mecklenburg-Vorpommern mit einem Anteil von 21 Prozent Spitzenreiter vor Schleswig-Holstein (plus ein Prozent auf 18) und Bayern (16) war. Verlierer Niedersachsen fiel von elf auf sieben Prozent zurück. Italien und Spanien waren die beliebtesten Auslandsreiseziele. Verlierer 2006 waren Österreich und die Türkei, während die Niederlande ein Plus an spontanen Kurzurlaubern meldeten.
Für die Österreicher wird es nun darauf ankommen, wenigstens im Winter ein gutes Geschäft einzufahren. Die Schneesaison ist mit großem Abstand der wichtigste Umsatzbringer. Um beim deutschen Urlauber zu punkten, muss aber das Preis-Leistungsverhältnis stimmen. Die teuren Skipässe für immer größere Verbundregionen schrecken preisbewusste Urlauber ab. Winterurlaub in den Alpen darf einfach nicht mehr kosten als eine Flugreise nach Kanada oder in die Rocky Mountains. Und in Slowenien respektive Tschechien und Polen erwächst Österreich und auch der Schweiz echte Konkurrenz. Dort mögen zwar die Pisten nicht so steil, die Hotels nicht so perfekt und die Skiorte nicht so stimmungsvoll sein, aber die Preise sind konkurrenzlos günstig.
Wie sagte es Österreichs Wahlgewinner Gusenbauer jüngst im Wahlkampf? »Wenn Deutschland hustet, bekommt Österreich einen Schnupfen.« Also, liebe Nachbarn, schnell den schwarz-rot-goldenen Schal herausgeholt, Jagertee und Kaiserschmarrn zum Sonderpreis bereitgestellt -Êund dann passt's scho...

Artikel vom 14.11.2006