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»Sechs zu null«-Votum gegen Pischetsrieder

Volkswagen-Aufsichtsrat warf dem VW-Chef zögerliches Vorgehen bei der Sanierung vor

Machtkampf beendet: Ferdinand Piech (li.) trennt sich von Bernd Pischetsrieder.

Wolfsburg (Reuters/dpa). Der vorzeitige Abgang von Bernd Pischetsrieder als Chef von Europas größtem Autobauer Volkswagen ist offenbar auch von den Arbeitnehmervertretern erzwungen worden. Die Entscheidung im Aufsichtsratspräsidium des mitten in der Sanierung steckenden Konzerns sei »sechs zu null« gegen Pischetsrieder ausgefallen, hieß es gestern aus vertrauten Kreisen.
Dem Bayern sei in der Sitzung des paritätisch besetzten Spitzengremiums am Vortag unter Vorsitz seines Vorgängers Ferdinand Piech zögerliches Vorgehen bei der Kernmarke VW vorgeworfen worden. VW wollte dies nicht kommentieren und lehnte jegliche Erläuterungen ab.
Mit dem Rückzug von Konzernchef Bernd Pischetsrieder sind die Machtverhältnisse bei Volkswagen klar: Das Sagen hat Ferdinand Piech, der die Fäden in Wolfsburg nach seinem Wechsel von der Vorstandsspitze in den Aufsichtsrat vor viereinhalb Jahren nie wirklich aus den Händen gegeben hat. Nun soll es der bisherige Audi-Chef Martin Winterkorn richten, der unter Piech im Volkswagen-Konzern groß wurde.
Winterkorn ähnelt in vielerlei Hinsicht seinem Ziehvater Piëch. Auch er gilt als detailversessener Technikfreak. »Dem könnte man die Augen verbinden und er würde nach einer Probefahrt sagen können, was an einem Auto nicht stimmt«, sagt ein Unternehmenskenner. Auch von seinen Mitarbeitern erwarte der 59-Jährige, dass sie bis ins Detail Bescheid wissen. Ist dies nicht der Fall, kann Winterkorn auch laut werden. Dennoch genießt er im Unternehmen und auch bei den Arbeitnehmervertretern großen Respekt. Auch, weil Audi unter seiner Führung von Erfolg zu Erfolg eilte. Unter Winterkorn dürfte sich die Schlagzahl bei VW erhöhen. Sein Motto heißt vor allem Tempo, Tempo, Tempo.

Artikel vom 09.11.2006