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Eine Elektro-Kirche und
die Hottentottenwahl

Neuer »Minden-Ravensberger« jetzt im Buchhandel


Von Matthias Meyer zur Heyde
Bielefeld (WB). Der neue »Minden-Ravensberger« ist da. Die 79. Ausgabe des ostwestfälischen Jahrbuchs (184 Seiten; 9,90 Euro) enthält 62 Beiträge: Gedichte, Historisches, plattdeutsche Geschichten. »Die Texte sollen interessant und unterhaltsam sein«, sagte gestern Hans-Dieter Musch, der die regionale Publikation redaktionell betreut.
Nicht nur aus Anlass des Betheljahres wurde der »Minden-Ravensberger« diesmal im Archiv in Haus Nazareth vorgestellt - zwei Beiträge lassen Episoden aus der Geschichte der Bodelschwinghschen Gründung lebendig werden und erhellen in nuce, wofür der »Minden-Ravensberger« steht. Reinhard Neumann, Historiker im Nazareth-Archiv, wirft einen Blick auf das traurige Schicksal zweier Sklavenkinder aus Tansania, die in Bethel - vielleicht - hätten glücklich werden können, doch die Grippe raffte sie dahin. Daraufhin wurden die übrigen kleinen Afrikaner auf den Schwarzen Kontinent zurückgebracht. Der pensionierte Verwaltungsdirektor Erich Jörding wiederum beschreibt einen Schulausflug in die Zionskirche, der deswegen so lebhaft in Erinnerung blieb, weil das Betheler Gotteshaus bereits elektrisch beleuchtet war.
Olaf Eimer, in dessen Verlag für Regionalgeschichte das in 2700 Exemplaren gedruckte Buch erscheint, wies auf die aus der evangelischen Wanderbewegung rührenden Wurzeln des »Minden-Ravensbergers« hin. Der Historiker und Archivar Joachim Wibbing nimmt aber beide Konfessionen in den Blick, wenn er über die »Hottentottenwahl« von 1907 schreibt, bei der Carl Severing, völlig überraschend, in den Reichstag einzog.
»Der ÝMinden-RavensbergerÜ lädt zum Schmökern ein, was um so leichter fällt, als sich die Autoren nicht an Spezialisten wenden«, sagt Busch, der auf mehr naturkundliche Beiträge hofft. »Ein Schwerpunkt liegt auf dem Zweiten Weltkrieg, aber natürlich reichen die Darstellungen weiter in die Vergangenheit und streifen auch die Jetztzeit.«
Hans Klöne und Martin Maschke, sprechen für den herausgebenden »Westfälischen Heimatbund«, wenn sie auf den hohen Grad der Identifikation heimischer Leser mit der traditionsreichen Publikation hinweisen. »Nei, oll muin Lirwedage nich,/chieb ik dui iude Hand,/ik sen met dui vowurßen,/muin Ravensbiarger Land«, heißt es denn auch im Heimatlied. Wer an der 80. Ausgabe des »Minden-Ravensbergers« mitarbeiten möchte, weil er Wissenswertes unterhaltsam mitteilen kann, wendet sich am besten per E-mail (HDMusch@compuserve.de) an Redakteur Musch.

Artikel vom 10.11.2006