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Naturdenkmäler besser schützen

Warnung vor den Folgen des Klimawandels - 6000 Delegierte in Nairobi

Nairobi/London (dpa). Die Folgen des Klimawandels wie Überschwemmungen könnten auch tausende Kultur- und Naturdenkmäler der Welt zerstören, sofern sie nicht besser geschützt werden.
Achim Steiner, Chef des UN-Umweltprogramms.
»Die Nationalparks von heute könnte es morgen nicht mehr geben«, sagte der Chef des UN-Umweltprogramms, Achim Steiner, gestern auf dem Weltklimagipfel in Nairobi. »Wir müssen neu überlegen, wie wir mit diesen geschützten Stätten umgehen.« Die Folgen der Erderwärmung wie vermehrte Niederschläge, Überschwemmungen oder ein Anstieg der Meere könnte nach einem vom Stockholmer Umwelt-Institut SEI vorgelegten Bericht zur ernsten Bedrohung für 100 000 geschützte Gebiete und Orte werden. So könnte eine erhöhte Bodenfeuchtigkeit antike Stätten bedrohen.
Auf der Liste der Weltkulturorganisation UNESCO sind 644 Kulturdenkmäler als Weltkulturerbe aufgelistet. Viele davon wie Venedig sind von einem Anstieg des Wasserspiegels bedroht. Aber auch Naturparks oder Meeresschutzgebiete sind laut Steiner nicht ausgenommen. »Wir wissen, dass dies ein großes Problem ist und müssen sehen, was dagegen getan werden kann«, erklärte Joseph Massaquoi, der regionale UNESCO-Direktor.
Im Kyoto-Protokoll verpflichten sich 35 Industrienationen, ihre Treibhausemissionen bis 2012 um fünf Prozent unter das Niveau von 1990 zu senken.
Die ärmsten Regionen Afrikas sind am stärksten von den Folgen der globalen Erwärmung bedroht. Das gelte insbesondere für Ruanda, Burundi, große Teile Nigers, Tschad und fast ganz Äthiopien, erklärten die Forscher gestern in Nairobi.
Wegen des Klimawandels rechnet der »Club of Rome« mit steigenden Ausgaben für die Beseitigung von Umweltschäden. Die Kosten könnten auf bis zu 20 Prozent des Bruttosozialprodukts steigen, »wenn wir jetzt nicht umsteuern«, sagte Max Schön, Präsident des deutschen »Club of Rome«.
Der Präsident des Bundesumweltamtes, Andreas Troge, forderte die Industrieländer auf, den Ausstoß von Treibhausgasen von 2013 an bis ins Jahr 2050 jährlich um etwa vier Prozent zu senken. Würde global nichts Einschneidendes bei der Verringerung dieser Emissionen geschehen, drohten bis 2050 jährliche Folgekosten von 27 Milliarden Euro, sagte Troge. Auch in Deutschland sei die Lage schon ernst.
Der weltweit steigende Energieverbrauch wird nach einer neuen Studie zu einer immer größeren Belastung für die Umwelt. Die Internationale Energieagentur (IEA) sagte voraus, dass sich der Verbrauch bis 2030 nochmals um mehr als 50 Prozent erhöhen wird. In gleichem Maße werde auch der Ausstoß des »Klimakillers« Kohlendioxid (CO2) zunehmen, falls von Politik und Wirtschaft nicht gegensteuert wird. Noch in diesem Jahrzehnt werde China die USA als weltweit größter CO2-Produzent ablösen.
Die IEA rief die Staaten dringend zu Energieeinsparungen und zum Einsatz alternativer Energien auf. »Bei der Fortschreibung der aktuellen Trends stehen wir vor einer dreckigen, unsicheren und teuren Energiezukunft«, erklärte die IEA in ihrem in London vorgestellten Weltenergie-Ausblick 2006. Alternative Energien und effizientere Energieausnutzung würden die Welt nicht nur sauberer und sicherer machen, sondern sich auch rechnen. Als wichtigste Mittel zur Senkung des Energieverbrauchs und des Abgasausstoßes sieht die IEA effizientere Antriebe für den Verkehr sowie Einsparungen beim Stromeinsatz für Klimaanlagen, Licht und Industrieantriebe.

Artikel vom 08.11.2006