08.11.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Die schöne Zahnarzttochter
von der Queller Haltestelle

40 Gäste beim fruchtbaren Gespräch zur Johanneskirche

Von Markus Poch (Text und Fotos)
Quelle (WB). Geschichten vom Bau standen im Mittelpunkt eines konstruktiven Gesprächsabends im Queller Gemeindehaus: Die Pfarrer Matthias Dreier und Carsten Ledwa hatten zusammen mit dem WESTFALEN-BLATT nach Zeitzeugen gesucht, die von der Entstehung der Johanneskirche vor 50 Jahren berichten können.

40 neugierige Gemeindeglieder, darunter etliche Presbyter, waren gekommen, um in Sachen Heimatgeschichte dazuzulernen. Und wer hätte besser von den Anfangstagen der Kirche berichten können, als die Leute, die sie gebaut haben? Neben Hans Lagerquist, der dort als 13-Jähriger seine Lehre begann (das WESTFALEN-BLATT berichtete), waren auch Manfred Zwolinsky aus Schildesche und Alexander Ritter aus Gadderbaum dem Aufruf gefolgt. Zwolinsky, heute 76 Jahre alt, arbeitete damals als Maurergeselle. Er kann sich noch genau daran erinnern, wie sie oben auf dem fast fertigen Kirchturm gefrühstückt hatten: »Für die Viertelstunde den ganzen Weg über das Gerüst nach unten zu klettern, lohnte sich überhaupt nicht«, sagte er. Sein Kollege Alexander Ritter, heute 68 Jahre alt, war seinerzeit im dritten Lehrjahr. Er denkt stolz daran zurück, wie er mit seinen Kollegen die große Rosette über dem Haupteingang mauern durfte: »Das war eine sehr schöne, anspruchsvolle Arbeit, weil die Steine konisch verbaut werden mussten.« Genau so lebhaft erzählt Ritter von einer Zahnarzttochter, die regelmäßig direkt an der Baustelle aus dem Bus ausstieg: »Die war so hübsch - da wollte ich immer hingucken...«
Natürlich wurde auch engagiert diskutiert, warum der Kirchturm 1996/1997 erneuert werden musste. Da mischte sich das Ehepaar Schmersahl aus Bad Salzuflen ins Gespräch. Almut Schmersahl ist die Tochter des 1999 verstorbenen Kirchen-Architekten Günther Schmidt: »Mein Vater war geehrt, dass er auch den neuen Kirchturm entwerfen durfte«, sagt sie. »Aber es war schon bitter für ihn, dass er noch miterleben musste, dass der alte Turm nicht mehr standfest war.« Ehemann Friedrich Schmersahl hatte mit Schmidt zusammen ein Architektenbüro geführt. Er machte die in den 50er Jahren noch nicht optimierte Betonverarbeitung für den Kollaps des Turmes verantwortlich.
Pfarrer Matthias Dreier, der die Diskussion mit Presseschau und historischer Vorgeschichte eröffnet hatte, freute sich über die neuen Themenansätze: »Es gibt so viel Spannendes zu entdecken - mit unserer Kirche werden wir, Gott sei Dank, nicht fertig«, sagte er abschließend. »Liebe auf den ersten Blick war meine Frau, Liebe auf den zweiten Blick ist die Johanneskirche.« Der Bau wird am 16. Dezember 50 Jahre alt.

Artikel vom 08.11.2006