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Leo Lammert ist Geschäftsführer Vertrieb der Marktkauf-Holding.

In Westfalen ist die Welt
von Marktkauf in Ordnung

Lammert zu Planungen - Traumstart in Gadderbaum

Von Michael Diekmann
Bielefeld (WB). »Es war ein Bilderbuchstart. Das neue Haus macht uns wirklich Freude«, sagt Leo Lammert. Der Marktkauf-Vertriebsgeschäftsführer ist vom Marktkauf Artur-Ladebeck-Straße begeistert: »Der Umsatz ist deutlich zweistellig gestiegen.« Überhaupt gehört Bielefeld zu den »Musterregionen« des heimischen Handelsriesen.

»In schwieriger Zeit braucht auch ein gescholtener Chef einmal Streicheleinheiten«, betont Arbeitsdirektor Dr. Stephan Schelo. Gemeinsam mit Vertriebschef Lammert konnte sich der als Sanierer des Handelsunternehmens verpflichtete gebürtige Düsseldorfer in der Bielefelder Zentrale über zwei wertvolle Auszeichnungen freuen. Die »Rundschau« als wesentlichen Fachorgan lobte Marktkauf als Ausbildungsbetrieb Nummer eins bundesweit aus, kürte Roland Beleczko (23) als Sieger des Berufswettbewerbs.
In Bielefeld müssen die beiden Führungskräfte aber auch einschneidende personelle und strukturelle Veränderungen vornehmen. Das Geld, weiß Lammert, wird auf der Fläche verdient. Entsprechend ist deren Forderung nach Kostenverschlankung in der Sennestädter Zentrale. Zum Jahresende werden die ersten Kündigungen ausgesprochen, verdeutlicht Schelo, bis Ende 2007 sollen die Personalfragen geklärt sein, die teilweise auch an der Installation neuer EDV-Systeme hängen. Die Zahl von 30 Prozent Stellenabbau ist unverändert.
Gern nach Bielefeld kommt Schelo indes, wenn er die Umsatzzahlen analysiert: »Die westfälische Welt ist für Marktkauf in Ordnung.« In Bielefeld, weiß Lammert, stand nicht nur das Haus Nummer eins. Hier stehen die ertragsstarken SB-Warenhäuser, mit denen das Unternehmen Geld verdient und an deren Strukturen eher wenig zu verändern ist. Nach dem Komplettumbau von Oldentrup ist der komplette Neubau in Gadderbaum erfolgreich gestartet. Und auch das neue Einkaufszentrum im benachbarten Gütersloh, erst Anfang der Woche eröffnet, trägt die Bielefelder Handschrift. Der Umbau erfolgte unter Leitung von Ralf Wiese. Der Bielefelder leitete früher das Haus in Oldentrup. Lammert: »Ich arbeite mit Wiese seit vielen Jahren eng zusammen.«
Vorbildfunktion hat auch der grüngelbe Baumarkt in Sennestadt. Er wird bereits mit einem gestrafften Sortiment geführt und von den Kunden gut angenommen. Lammert und Schelo sehen die Sortimentsoptimierung als ersten Schritt, um in der defizitären Baumarktschiene Kosten zu sparen. Schelo: »Zehn verschiedene Bohrmaschinen von einem Preissegment braucht man nicht, fünf tun es auch.«
Federn lassen müssen nach Ansicht der Bielefelder Strategen die diversen Rahmensortimente, die aus einem Baumarkt nicht selten eine Art Wohnkaufhaus gemacht hätten. Ob der Kunde das wirklich wolle, sei dahin gestellt. Unumstritten ist laut Lammert aber eine gewisse Grundgröße von Baumarkt. Das ebenfalls als Versuch laufende Bau-Depot mit straffem Baustoff-Sortiment auf kleiner Fläche ohne Beratung könne nicht der Allgemeinfall sein.
Bei SB-Warenhäusern streben die Bielefelder eine weitere Verschiebung der Flächenanteile zu Gunsten der Frische- und Lebensmittelsektoren an. Der Non-Food-Bereich soll beim Flächenanteil auf maximal 40 Prozent kommen. Platz gibt es an Standorten wie in Westfalen und im Oberzentrum für kleinere Ladentypen, die mit 2500 Quadratmetern den Discountern als Nahversorger Kontra bieten sollen. Noch keine Antwort hat Leo Lammert aber auf Fragen nach sich ändernden Öffnungszeiten bis spät in den Abend: »Ich weiß nicht, wie man das umsetzen soll.«

Artikel vom 10.11.2006