11.11.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Makaay - Torjäger und Taktiker

Nach der Hannover-Pleite: Bayern will gegen Bayer wieder angreifen

Von Klaus Lükewille
München (WB). Da staunt der Laie - und sogar der Fachmann wundert sich. Denn Felix Magath muss zugeben: »Dass der Roy Makaay die neue Aufgabe so ausgezeichnet lösen würde, hätte ich nicht gedacht.«

Bayern Münchens Trainer galt immer als besonders strenger Kritiker des Niederländers. Als der eine Zeit lang nicht mehr so häufig traf, setzte er ihn sogar auf die Bank. Doch inzwischen lässt Magath ab und an ein offensiveres System spielen. So wohl auch an diesem Samstag bei Bayer Leverkusen. Drei Spitzen laufen dann auf. Und einer ist seitdem wieder Spitze: Roy Makaay. Selbst beim peinlichen 0:1 gegen Hannover 96 war der 31-Jährige noch der beste unter schwachen Münchenern - bis er nach 71 Minuten grippegeschwächt vom Platz gehen musste.
Makaay also doch ein großer Taktiker? Ausgerechnet der Angreifer, der vorher nicht gerade den Ruf eines perfekten Kombinationsspielers hatte. Oft, sehr oft, lief der Ball da an ihm vorbei. Manchmal war der Scharfschütze sogar ein Störfaktor. »Spiel nicht mit dem Niederländer«, hieß dann die bittere Bayern-Ballade.
Defizite, die Makaay mit seiner hohen Treffer-Quote ausgleichen konnte. Jetzt staunen sie alle über den neuen Makaay, auch Manager Uli Hoeneß ist begeistert: »Wie der Roy das umsetzt, ist große Klasse.«
Die Dreier-Spitze erfordert von den Angreifern ein hohes Maß an Flexibilität. Ihr Auftrag heißt ab sofort nicht mehr nur treffen, treffen, treffen - sondern auch arbeiten, ackern, absichern.
»Ich mach se rein und fertig!« Mit dieser einseitigen Einstellung kommt zum Beispiel Lukas Podolski beim FC Bayern nicht mehr weiter. Kollege Makaay macht ihm vor, wie die neue Spielordnung auszusehen hat. Er bewegt sich immer häufiger in der zweiten Reihe - und geht im nächsten Moment mit in die Spitze. Dann strahlt er, der Trainer. Wenigstens einer hat's schon kapiert.
Denn neben dem zurzeit verletzten Podolski haben auch Claudio Pizarro und vor allem Roque Santa Cruz noch ihre Schwierigkeiten mit der Magath-Masche. Rein in den Strafraum und dann wieder zurück ins Mittelfeld, das liegt nicht jedem Angreifer.
Makaay passt bisher prima in diese neue Rolle. »Jetzt macht es mir noch mehr Spaß«, strahlte der Torjäger nach dem 2:2 bei Schalke 04. Die exzellente niederländische Kicker-Schule, sie bringt ihm heute so gute Noten. Wobei Makaay seine wichtigste Aufgabe nicht vernachlässigen will: »Ich würde schon einmal gern die Torjäger-Kanone hoch halten.«
2004 und 2005 war er Zweiter, 2006 Vierter. Demnächst, im Mai 2007, möchte sich der Legionär endlich mal als deutscher Schützenkönig feiern lassen. Magath traut ihm das zu und ist mit seiner Nummer 10 zufrieden: »Der Roy wirkt sehr motiviert. Er zählt zu meinen großen Stützen.« Sechs Treffer erzielte Makaay bei elf Liga-Auftritten. Die Glückwünsche von einem Landsmann nahm er danach immer besonders gern entgegen. Mark van Bommel, der aus Barcelona kam, er macht Makaay den Job in München leichter: »Endlich mal einer, der die selbe Sprache spricht.«
Seinen deutschen Trainer hat der Torjäger aber auch genau verstanden. Denn als Magath vor Wochen das neue Angriffs-System erklärte, muss Makaay besonders gut aufgepasst haben. Und der blickt nach dem 0:1 gegen Hannover nach vorn: »Es gibt immer mal Spiele, in denen gar nichts läuft.«
Klar greift er in Leverkusen wieder an, um die Trainer-Forderung zu erfüllen. »Wir müssen mit vollem Einsatz auftreten. Es muss eine Mannschaft auf dem Feld stehen, die für den FC Bayern auftritt und für den FC Bayern spielt«, verlangt Magath und bekennt: »Wir sind an einem Punkt, der zur Sorge Anlass gibt.« Makaay hat es gehört und will helfen.

Artikel vom 11.11.2006