09.11.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Torwart-Tausch ist kein Thema

Trotz der Patzer: Kapitän und Trainer des SC Paderborn stehen zu Starke

Von Peter Klute
Paderborn (WB). Mehr als eine Stunde nach Abpfiff war vergangen, da kam Tom Starke als Letzter aus der Kabine. Doch es war kein Ausweichen vor den Journalisten. »Mir sind die Fäden gezogen worden«, klärte der Torwart des SC Paderborn 07 auf. Die resultierten aus der Gesichtsverletzung nach dem Tritt von Hachings Michal Kolomaznik vor elf Tagen. Da hatte Starke körperliche Schmerzen, nach dem 0:2 gegen Hansa Rostock waren es seelische.

In der 57. Minute griff Starke nach einer kurzen Ecke und Flanke von Stefan Beinlich folgenschwer daneben und gestattete dem aufgerückten Gledson per Kopf die Gäste-Führung. Für Trainer Roland Seitz war das die Entscheidung in einem bis dahin aus Sicht der Hausherren mehr als ausgeglichenen Duell: »Zuvor haben wir, wie gegen Karlsruhe, einer Spitzenmannschaft alles abverlangt, aber nach dem 0:1 kam ein Bruch. Da saß die Enttäuschung tief. Rostock stand immer tiefer und immer besser.«
Starke stand in der angesprochenen Szene einfach nur falsch. »Da müssen wir nicht um den Brei herumreden und da will ich Tom auch gar nicht schützen. Das war sein Fehler und das weiß er auch«, sagte Seitz und der Schuldige zeigte sich sofort einsichtig: »Das Ding geht klar auf meine Kappe. Ich habe nur auf den Ball geschaut, war mir sicher, dass ich ihn bekomme. Aber Gledson kam mit zehn Metern Anlauf und stand einen halben Meter höher in der Luft. Gegen jeden anderen Rostocker Spieler wäre ich an den Ball gekommen, aber gegen diese Maße hatte ich keine Chance.« Maße? Gledson ist 1,90 Meter lang und wiegt 92 Kilogramm, Starke ist vier Zentimeter größer und genauso schwer . . .
Fakt ist auch, dass der Keeper bis dahin souverän agierte, danach aber immer unsicherer wurde. Abschläge landeten beim Gegner, kurz vor dem 0:2 segelte er an einem Eckball vorbei und auch beim Schlusspunkt durch den eingewechselten Djordjije Cetkovic sah der 25-Jährige alles andere als glücklich aus, weil er sein Tor nicht energisch genug verlassen hatte. »Er hat gut begonnen, wurde aber nach dem ersten Tor zunehmend nervös. Dieses 0:1 ist nicht spurlos an ihm vorbei gegangen«, stellte Seitz fest.
Es waren nicht Starkes einzige Patzer in dieser Saison, gegen Offenbach hatte er Suat Türker den zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich aufgelegt. Damals gewann der SCP 2:1, der Fehler blieb ohne Konsequenzen. Nicht so am Dienstagabend, Vorwürfe gab's trotzdem keine. »Wir gewinnen und verlieren zusammen. Tom hat schon so viele gute Spiele gemacht«, sagte Kapitän René Müller, der nach mehr als dreiwöchiger Verletzungspause sein Comeback feierte. Dennoch gab's am Ende vereinzelte »Starke-raus«-Rufe von den Rängen und die Forderung nach Lukas Kruse, der ihn gegen Unterhaching 40 Minuten fehlerlos vertreten hatte.
Ein Torwart-Tausch kommt für den Trainer indes nicht in Frage: »Es bleibt alles beim Alten, ohne Diskussion. Tom hat uns auch schon Punkte geholt, als er gegen Köln in der 90. Minute gegen Novakovic glänzend pariert hat.«
So wird Starke auch morgen Abend zum Abschluss der Englischen Woche in der Allianz-Arena beim TSV 1860 im Paderborner Tor stehen. Nach zwei Niederlagen und 0:5 Toren verfällt der Ex-Leverkusener nicht in Panik, hebt aber den Zeigefinger: »Wir haben gegen den Ersten und Zweiten verloren, das kann passieren. Wir sollten das Positive mitnehmen, aber auch nicht in Lethargie verfallen und uns davon blenden lassen, dass wir gegen zwei Spitzenmannschaften gut gespielt haben. Im Fußball zählen Punkte und wenn wir auch in München verlieren, ist unsere gute Ausgangsposition dahin.«

Artikel vom 09.11.2006