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Im Fernsehen den
Ernstfall simuliert

Regisseur Eberhard Itzenplitz 80

München (dpa). Die gesellschaftskritischen Filme des deutschen Fernsehens sind ohne den Namen Eberhard Itzenplitz nicht denkbar.
Arbeitstier: Regisseur Eberhard Itzenplitz. Foto: dpa

Unermüdlich hat der in Holzminden geborene und in Sachsen aufgewachsene Regisseur gemeinsam mit namhaften Drehbuchautoren Vergangenheit aufgearbeitet und Gegenwartsprobleme aufgerollt.
Dabei war das Fernsehen für ihn immer eine Art »Riesenspielzeug«, mit dem sich der »Ernstfall simulieren« lasse. »Wir haben gesellschaftliche Planspiele betrieben«, sagt Itzenplitz, der heute in München seinen 80. Geburtstag feiert und auf mehr als 80 Fernsehfilme zurückblicken kann.
Immer wieder griff Itzenplitz zeitgeschichtliche Themen auf wie in den Filmen »Die Mitläufer« über den Alltag des »kleinen Mannes« im Dritten Reich oder »Für'n Groschen Brause« und »Schwarzenberg« nach Stefan Heym über die Nachkriegsjahre in der »Ostzone«. Die Berlin-Blockade fand ihren Niederschlag im Film »Rosinenbomber«. Den Einfluss der Politik auf die Rechtsprechung zeigte er in dem Film »Gerichtstag« auf, der die Hausbesetzerszene der Hamburger Hafenstraße zum Hintergrund hat.
Vielbeachtete Fernsehfilme waren unter anderem »Die Dubrow-Krise« nach Wolfgang Menge, eine fiktive Vorwegnahme der Wiedervereinigung, oder die temperamentvolle DDR-Aussteigergeschichte »Die neuen Leiden des jungen W.« nach Ulrich Plenzdorf. Positive Beachtung fanden auch seine Literaturverfilmungen wie die Werfel-Adaptionen »Der Abituriententag« und »Cella oder die Überwinder«. Derzeit sichtet der Regisseur, dessen Filme mit vielen Preisen bedacht wurden, seinen Nachlass für die Akademie der Künste in Berlin.

Artikel vom 08.11.2006