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Bollmann rückt ins »Bollwerk«

Heute Abend, 20 Uhr: Arminia will Hertha BSC in der Tabelle überflügeln

Von Werner Jöstingmeyer
Bielefeld (WB). Die alte Berliner Fußball-Dame Hertha in der Tabelle überflügeln: Das ist das Ziel von Arminia Bielefeld. Wenn sich die beiden Traditionsklubs heute Abend (20 Uhr) in der SchücoArena gegenüber stehen, erwartet der Rangsechste den Tabellenfünften.

In fremden Stadien haben die Berliner schon lange nicht mehr dreifach gepunktet. Seit sieben Monaten warten sie auf einen Auswärtssieg. Damit teilen sie halbwegs das Schicksal der Arminen, die sich wiederum wie Hertha auf ihre Heimstärke verlassen können. Und da findet DSC-Trainer Thomas von Heesen den ersten Ansatzpunkt für das erhoffte Erfolgserlebnis. »Wir wollen vor unseren phantastischen Publikum erneut unsere Heimstärke beweisen und unser Spiel durchziehen«, sagt der 45-jährige angehende Fußballlehrer. Im Klartext heißt das: Mit einer gesunden Härte und einer gewissen Portion Aggressivität in die Zweikämpfe gehen und von Beginn an zeigen, wer »Herr im Hause« ist. »Thommy« von Heesen grinst verschmitzt: »Das kann Hertha BSC gar nicht ab.«
Dennoch ist der Bielefelder Trainer vor dem tabellarischen Nachbarschaftsduell nicht frei von Sorgen. Der Grippevirus hat einige Profis infiziert. Ein paar Spieler haben Husten. Schlimmer erwischte der Bazillus die Keeper Mathias Hain und Marc Ziegler. Beide konnten in dieser Woche nicht trainieren. Arminias Nummer zwei muss immer noch das Bett hüten und ist bis Donnerstag krank geschrieben. »Bei Matze bin ich jedoch zuversichtlich, dass er uns den Kasten sauber hält«, hofft von Heesen bis heute Abend auf eine völlige Genesung seiner Nummer eins. Als Ersatzmann steht Pascal Formann bereit.
Durch die Pflichtspielsperre von Petr Gabriel muss der Coach seine Abwehr zwangsläufig verändern. Nach intensiven Überlegungen hat er sich für die einfache Lösung entschieden. »Markus Bollmann rückt für Gabriel in die Innenverteidigung. »Er ist kopfballstark und nicht mehr 18 oder 19 Jahre alt.« Die zweite Variante, Radim Kucera in die Abwehr und Torben Marx ins defensive Mittelfeld, hat von Heesen verworfen. »Dann müsste ich zwei Positionen ändern. Kucera ist mir im Verbund mit Rübe Kauf doch vor der Viererkette wichtiger.«
Allerdings stellt er dem ehemaligen Berliner Torben Marx eine »Kurzarbeit« in Aussicht: »Als Einwechselspieler kann er vielleicht das Spiel entscheiden.«
Das unglückliche und späte Remis in Dortmund haben die »Blauen« längst abgehakt. In den vorbereitenden Übungseinheiten auf die heutige Partie war der Wille, die zwei verlorenen Punkte zurück zu holen, recht deutlich zu spüren. Lobt Arminias Cheftrainer seine Truppe: »So muss das sein. Die Nacht nach dem Spiel trauern und dann geht es mit einer gewissen Trotzreaktion weiter.«
Unterschätzen werden die Platzherren die Berliner Gäste aber keineswegs. Hertha verfüge über eine starke Mannschaft. Besonders aufpassen müsse man auf Marko Pantelic, der vergangenen Samstag beim 2:1 gegen Nürnberg einen Schokoladentag erwischt und beide Berliner Treffer erzielte. Der 28-jährige Serbe führt mit insgesamt sieben Toren die Torjägerliste der Bundesliga an.
Obwohl der Ex-Bielefelder Arne Friedrich wieder ins Hertha-Team zurückkehrt, atmet Thomas von Heesen ein bisschen auf, dass Yildiray Bastürk (Wadenbeinprellung) in Bielefeld noch nicht auflaufen kann. »Ich halte den Jungen für einen der besten Mittelfeldspieler in der Bundesliga. Er wird der Berliner Kreativabteilung ganz besonders fehlen.«
Berlin in der Tabelle überflügeln. Trotz aller Euphorie hat Arminia den Blick für die Realität nicht verloren. Die Führungsetage ist sich einig: »Eine Momentaufnahme. Aber es zählt nur die Distanz zu den Abstiegsplätzen.«

Artikel vom 08.11.2006