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Ringen um ein besseres Weltklima

Gipfeltagung in Nairobi - Merkel: Europa soll Vorreiterrolle übernehmen

Nairobi (Reuters). Mit der Forderung nach raschen und konsequenten Schritten gegen die Erderwärmung ist in Nairobi der zwölfte UN-Klimagipfel eröffnet worden.

Der gastgebende kenianische Umweltminister und Konferenzvorsitzende Kivutha Kibwana nannte den Klimawandel gestern eine der größten Bedrohungen für die Menschheit und warnte vor dessen Folgen vor allem für die ärmsten Länder der Welt.
Bundeskanzlerin Angela Merkel rief die Europäische Union (EU) auf, eine Vorreiterrolle beim Klimaschutz zu übernehmen. Das Thema solle ein zentraler Punkt der deutschen Präsidentschaft in EU und G8 werde.
Bis zum 17. November beraten fast 5000 Delegierte aus 189 Nationen über eine Nachfolgeregelung für das 2012 auslaufende Kyoto-Protokoll von 1997. Darin haben sich 35 Industrienationen verpflichtet, ihre Treibhausemissionen aus der Verfeuerung fossiler Brennstoffe bis 2012 um fünf Prozent unter das Niveau von 1990 zu senken. Die USA als weltgrößter Luftverschmutzer lehnen das Abkommen mit der Begründung ab, es gefährde heimische Arbeitsplätze und nehme aufstrebende Wirtschaftsmächte wie China und Indien nicht genügend in die Pflicht.
Zuletzt zeichneten Studien der UN und der britischen Regierung ein alarmierendes Bild von der fortschreitenden globalen Erwärmung und ihren Folgen. Während die UN-Klimabehörde für 2005 Rekorde an Treibhausgasen in der Atmosphäre meldete, warnten britische Wissenschaftler nicht nur vor schweren Umweltkatastrophen, sondern auch vor einer weltweiten wirtschaftlichen Depression vom Ausmaß der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts.
Notwendig seien konkrete Schritte gegen die Erderwärmung, sagte Kibwana. Der Treibhauseffekt, zu dem die Verfeuerung von Öl und Kohle beiträgt, gefährde die Entwicklungschancen für Milliarden Menschen in den ärmsten Ländern der Welt. Einem Bericht der Vereinten Nationen (UN) zufolge ist der Kontinent Afrika von den Folgen der Erderwärmung besonders betroffen. So könnten bis 2080 an die 70 Millionen Menschen in Folge steigender Meeresspiegel von Überschwemmungen bedroht sein. Zudem sei mehr als ein Viertel der afrikanischen Tierarten gefährdet.
Auch Bundeskanzlerin Merkel warnte vor Untätigkeit. »Millionen Menschen in der ganzen Welt sind von Not und Elend bedroht, wenn wir den Klimaschutz jetzt nicht entschieden verstärken«, sagte sie. Auch die Kosten würden ungleich höher liegen, wenn die Schäden erst eingetreten seien, als wenn jetzt gemeinsam investiert werde.
Der Präsident des Umweltbundesamtes, Andreas Troge, betonte, Deutschland könne auf diesem Gebiet eine internationale Vorreiterrolle übernehmen. »Hier haben wir technische Potenziale, die uns ohne Wohlfahrtsverluste weniger Treibhausgase erlauben.«

Artikel vom 07.11.2006