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»Erziehungshilfe früh starten«

Evangelischer Gemeindedienst: Förderverein bietet neuen Kita-Service

Von Jürgen Rahe
Schildesche (WB). »Familien benötigen mehr denn je gesellschaftliche Unterstützung und Solidarität.« Das sagt Ingrid Ruther, 1. Vorsitzende des Fördervereins der Evangelischen Ehe- und Erziehungsberatung in Bielefeld. Ein Beitrag auf diesem Wege leistet das HIP-Projekt.

Das HIP-Projekt (»Hilfe und Informationen bei Problemen in der Erziehung«) wird vom 1998 gegründeten Verein der Ehe- und Erziehungsberatung im evangelischen Gemeindedienst gefördert. Seit einem Jahr bietet das Projekt in 19 Bielefelder Kindergärten und Kindertagesstätten (Kita) kostenlos Beratungssprechstunden an. Dabei gehe es um eine »regelmäßig durchgeführte, niedrigschwellige qualifizierte Vor-Ort-Beratung«, betont Ingrid Ruther.
Erziehungsberatung in Koordination mit den Eltern könne gar nicht früh genug begonnen werden, sagt Ingrid Ruther, von Beruf Fachhochschuldozentin, »und deshalb bin ich froh, feststellen zu können, dass unsere Arbeit schon erste Früchte trägt.«
Die neuen Erfahrungen dieses wissenschaftlich begleiteten Projekts liegen vor. Sie sollen auf einer öffentlichen Tagung am Mittwoch, 22. November, im »Haus der Kirche«, Markgrafenstraße 7, von 14 bis 18 Uhr vorgestellt werden. Und zwar unter dem Titel »Erziehungsberatung in Kindertagesstätten - auf dem Weg zum Familienzentrum«.
Die Vor-Ort-Beratung in den Kindertagesstätten sei ein Ansatz und könne als Vorstufe sogenannter Familienzentren, wie sie in der Jugendpolitik geplant sind, gelten. Wie wichtig der Beratungsservice ist, verdeutlichten gestern im WESTFALEN-BLATT-Gespräch im »Johanneswerk« auch die Vorstandsmitglieder des Fördervereins, Manfred Fiedler, Uwe Scherer und Hubert Matthes sowie Anne Krüger-Gembus, Koordinatorin fürs HIP-Projekt. Krüger-Gembus: »Das HIP-Projekt ist ein Baustein im Familienzentrum.«
Leidensdruck, Arbeitslosigkeit und Probleme mit Geschwisterkindern sind nur drei Beispiele, die Familien zu schaffen machen können. Auch die These »Grenzen setzen in der Erziehung« beschäftigt Erziehungsberechtigte und deren Berater gleichermaßen. Die Beratung könne im übrigen auch weitergehend sein, erklärt Ingrid Ruther. »Wenn eine Mutter oder ein Vater kommt und uns sagt, mit dem vierjährigen Sohn gebe es keine Probleme, aber dafür mit der 17-jährigen Tochter, werden die Erziehungsberater natürlich nicht abweisend sein, sondern versuchen, im Gespräch nach einer Lösung zu suchen.«
Hauptgrund für die Gründung des Fördervereins 1998 war, einer Entwicklung entgegenzuwirken: Etwas gegen die Verschlechterung von kostenloser psychosozialer Betreuung und Unterstützung von Familien, Kindern und Jugendlichen in Notlagen zu tun. Ingrid Ruther: »Das Angebot öffentlicher Beratungsstellen droht angesichts notorisch knapper Kassen immer mehr abgebaut zu werden.«

Artikel vom 08.11.2006