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Ein Spiel Sperre für Gabriel

Psychologischer Vorteil für Marx: Arminias Berliner ist heiß auf Hertha

Von Werner Jöstingmeyer
Bielefeld (WB). Der DSC Arminia zählt seit einigen Jahren zu den fairsten Mannschaften in der Bundesliga. Seitdem Thomas von Heesen in Bielefeld an verantwortlicher Stelle das Zepter schwingt, wird das Fairplay am Teuto groß geschrieben.

Deshalb ist es umso ärgerlicher, dass die Ostwestfalen durch Petr Gabriels angebliche »Notbremse« in Dortmund in der Fairplay-Tabelle von Rang eins auf Platz acht abgerutscht sind. Die Hoffnung als fairstes Team für den UEFA-Cup nominiert zu werden, haben die Blauen zwar längst aufgegeben, weil auch in der Vergangenheit andere Klubs durch unübersichtliche Kriterien bevorzugt wurden. Dennoch gehört es zum guten Image der Arminen, auf höchster nationaler Ebene nicht als »Kloppertruppe« verschrieen zu sein.
Die letzte rote Karte in den Punktspielen des Profibereiches sah Isaac Boakye am 14. März 2004 in der Zweitligapartie bei Wacker Burghausen (siehe Extratext).
Folgenschwerer waren jedoch Ausfälle im DFB-Pokal. Delron Buckley attackierte 2005 im Halbfinale gegen die Bayern Schiri Dr. Markus Mark, sah »Rot« und wurde für sechs Wochen gesperrt. Dieses Vergehen wurde aber ebenso wenig in der offiziellen DFB-Fairplay-Tabelle berücksichtigt wie der Ausraster von Verteidiger Markus Schuler in diesem Frühjahr bei Eintracht Frankfurt. Auch hier war Markus Merk beteiligt. Schuler beleidigte den WM-Schiedsrichter nach dem Abpfiff. Merk zeigte dem Bielefelder daraufhin nicht die Rote Karte, sondern meldete den Vorfall in einem Sonderbericht dem DFB.
Sein unbeherrschtes Vorgehen brachte Schuler eine Sperre für drei Pokalspiele ein, die noch läuft, weil Arminia in dieser Saison nicht über die erste Runde hinauskam.
Diese Statistiken interessieren Petr Gabriel wenig. Der Tscheche ärgert sich über den roten Karton, den ihn Schiedsrichter Günter Perl am Samstag zeigte. Wiederholt versicherte er: »Ich habe nach oben auf den Ball geschaut und Smolarek nicht bemerkt. Plötzlich lag er auf dem Boden, und ich bin auf ihn drauf gefallen.«
Schiri-Beobachter Hellmut Krug gab in seiner Beurteilung dem Münchener Pfeifenmann Recht: »Er hat alles richtig gemacht. Das war zwar kein grobes Foul, aber eine regelwidrige Verhinderung einer Torchance.«
Weil der fällige Elfmeter von Alexander Frei zum Torerfolg führte, wurde Gabriel gestern nur für ein Pflichtspiel gesperrt. Hätte der Strafstoß sein Ziel verfehlt, wäre Gabriel für zwei Pflichtspiele gesperrt worden. »Eine seltsame Regelung«, wundert sich Trainer Thomas von Heesen.
Morgen Abend muss er auf jeden Fall gegen Hertha BSC (Anstoß 20 Uhr) seine Abwehr neu ausrichten. Zwei Varianten hat er im Hinterkopf. Ein wieder genesener Markus Bollmann könnte Petr Gabriel ebenso ersetzen wie der zuletzt im Mittelfeld eingesetzte Radim Kucera. Für ihn könnte der Berliner Torben Marx ins Mittelfeld zurückkehren. Sein Vorteil: Er ist richtig heiß auf seinen Ex-Verein.

Artikel vom 07.11.2006