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Großer Abend der Solidarität

Foto-Ausstellung über »Kinder und Aids« in der Altstädter Nicolaikirche

Von Matthias Meyer zur Heyde und Bernhard Pierel (Foto)
Bielefeld (WB). Auf der Erde leben 13 Millionen Kinder, die ihre Eltern wegen Aids verloren haben, und im Jahr 2010 werden es schon 25 Millionen Aids-Waisen sein. Eine Ausstellung in der Altstädter Nicolaikirche thematisiert die Seuche und ihre Folgen.

Ganz auf sich allein gestellt, bereitet sich ein zehnjähriger afrikanischer Junge ein karges Essen. Ratlos hocken ukrainische Kinder neben der sterbenden Mutter. Zwei Beispiele für die Bedrohung durch Aids, die bis heute 60 Millionen Menschen befiel - 20 Millionen starben.
»Mitfühlen - mitreden - mitmachen«: Zentrale Anti-Aids-Veranstaltung ist der Solidaritätsabend am Dienstag, 21. November, in der Altstädter Nicolaikirche mit Musik, Infos und Aktionen; es moderiert Michael Thamm, Chef des WDR-Studios. Pfarrer Armin Piepenbrink-Rademacher (Stadtkirchenarbeit) koordiniert die kirchlichen Aktivitäten, darunter tägliche Kurzandachten (6. bis 10. und 13. bis 17. November, immer um 17.30 Uhr) und einen Gottesdienst am Sonntag, 12. November, 10.30 Uhr, mit dem tansanischen Pastor Abednego Keshomshahara, der derzeit in Bethel promoviert. Am 26. November, 11.30 Uhr, wird im »Lichtwerk«-Kino im Ravensberger Park ein indischer Doku-Film über Aids gezeigt.
Für Kinder, die vielfach bereits im Mutterleib oder bei der Geburt infiziert werden, sind die Folgen besonders dramatisch. Und die Seuche ist teuer: Zum einen müssen die Kinder betreut werden, zum anderen tritt der Großteil einer ganzen Generation krankheitsbedingt gar nicht erst ins Arbeitsleben ein - mit schwerwiegenden Folgen für die Wirtschaft der hauptsächlich betroffenen Länder (Afrika, Osteuropa, Fernost), aber auch für international operierende deutsche Firmen.
Fünf Bielefelder Institutionen haben sich zusammengetan, um die Bürger auf die Aids-Problematik aufmerksam zu machen und zeigen bis zum 24. November 20 Fotos, Info-Texte und Schaubilder in Altstadt Nicolai. Zusätzlich liegt eine Unterschriftenliste aus: 520 000 Deutsche haben mittlerweile mit ihrem Namenszug dokumentiert, dass es höchste Zeit wird, dass Politik und (Pharma-) Industrie handeln.
»Wie stark Kinder unter Aids leiden, wird leider nur am Rande wahrgenommen«, bedauert Christoph Berthold, Leiter der Bielefelder Unicef-AG. »Wir wollen in der Kirche aber nicht nur Horror vorstellen, sondern Wege aus der Katastrophe zeigen. Geeignete Medikamente zu bezahlbaren Preisen müssen her, Aufklärung an Schulen ist wichtig, und die Bundesregierung sollte einen Teil ihrer Entwicklungshilfe zweckgebunden für den Kampf gegen Aids einsetzen. Da gibt es bereits erste ermutigende Zeichen.«
»Etwa 15 Milliarden Dollar allein im Jahr 2007 wären nötig, um die Ausbreitung der Seuche einzudämmen«, sagt Claudia Jenkes, Geschäftsführerin der »BUKO«-Pharmakampagne. Pfarrerin Heike Koch von »MÖWe« (ev. Amt für Mission, Ökumene und kirchliche Weltverantwortung) verweist darauf, dass das Thema auch eine religiöse - moralische - Dimension besitze: »Die Kirche engagiert sich in zahlreichen Anti-Aids-Projekten der Dritten Welt.«
»Wir wissen, dass die Bielefelder die Probleme dieser Welt nicht ad hoc beheben können, aber sie können jetzt ein Zeichen setzen und am Umdenkungsprozess mitwirken«, erklärt Welthaus-Geschäftsführerin Ulrike Mann.

Artikel vom 09.11.2006