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Schiri Kötter lebt
Gelassenheit vor

Arminia II verpasst Tabellenführung


Bielefeld (WB/jm). Am Tag danach war die Enttäuschung immer noch groß (»Wir haben zwei Punkte liegen lassen«), dafür Dr. Jörg Webers Adrenalinspiegel wieder geglättet. Doch die Vorfälle nach dem 1:1 auf dem Erkenschwicker Stimberg hatten ihre Spuren hinterlassen. »Wir müssen gelassener werden. Das schreibe ich mir auch auf die Fahne. Ich hätte mich nicht hinreißen lassen dürfen,« bekennt Arminias U 23-Trainer.
Sein Versprechen: »Solche Szenen wird es in dieser Form von unserer Seite in der Öffentlichkeit nicht mehr geben.« Das beste Rezept dagegen sei, dass »wir einfach so gut und so souverän sein müssen, die Spiele auch so zu gewinnen.«
Der DSC-Coach hatte Schiedsrichter Florian Kötter beim Gehen massiv bedrängt, konnte die dem Ausgleich vorausgegangene Freistoßentscheidung nicht nachvollziehen. »Ich bleibe dabei: Das war eine Situation, wie sie im Spiel 70 Mal vorkommt. Nils Fischer ist gegen Setzke klar zum Kopfball gegangen.« Weber bekräftigt, »dass ich weder beleidigt noch attackiert habe. Meine Verärgerung hat sich ausschließlich gegen den Schiri gerichtet und hatte mit Erkenschwick nichts zu tun.« Umso entsetzter war er über die folgenden Handgemenge zwischen Schwarz-Rot und Blau sowie die emotionale Eskalation im Innenraum. Eine Eckfahne flog in die Zuschauermenge. »Ich habe rasch die Übersicht verloren. Aber es drängte sich in mir das Gefühl auf, als ob da irgendwelche alten Rechnungen zwischen Erkenschwick und Arminia beglichen wurden.«
Der sehenswerte Freistoßtreffer von Sebastian Westerhoff in der vierten Minute der Nachspielzeit kostete die Jung-Arminen die Tabellenspitze nach dem zwölften Spieltag. Mit dem besten Torverhältnis Sechster statt Erster; genau die beiden nicht eingesackten Zähler fehlten. Schon zur Pause hatte Weber geunkt. »Die kommen für kein Tor aus dem Spiel heraus in Frage. Die einzige Chance ist eine Standardsituation.«
Die miserablen Platzverhältnisse auf dem Stimberg hatten Dr. Jörg Weber bereits vor dem Anpfiff vergrätzt. »Sowas wird in der Kreisklasse nicht angeboten.« Die sportliche Führungsriege der SpVg ermutigte den DSC-Coach sogar, seine Eindrücke hinterher in der Pressekonferenz widerzugeben, um der Stadtverwaltung »ein bisschen Druck« zu machen. »Aber dann taten sie alle ganz unschuldig und haben mich stattdessen als schlechten Verlierer abgestempelt.« Sein unversöhnlicher Erkenschwicker Kollege Manfred Wölpper (»Ich habe nicht gesehen, dass der Zweite gegen den Vorletzten spielt«), mit dem Weber vor 16 Jahren den A-Lizenz-Lehrgang absolviert hatte, verweigerte ihm gar den Handschlag.
Gut für Arminia, dass der Schiedsrichter am Sonntag Florian Kötter (Velbert) hieß. Der lebte in der hitzigen Atmosphäre Gelassenheit vor, bewies ein bemerkenswertes Fingerspitzengefühl und verzichtete auf einen Sonderbericht, weil er von den Vorgängen im Stadion »nichts gesehen, sondern nur gehört« habe.
Für Dienstag, 14. November, hat der Westfälische Fußball- und Leichtathletikverband (FLVW) einen außerordentlichen Verbandstag anberaumt. Das Thema: »Maßnahmen gegen Gewalt bereite Fans in der Oberliga.« Aus aktuellem Anlass setzen sich FLVW-Präsidium, Polizei und Vertreter der Oberligavereine zusammen und diskutieren, wie das zunehmende Übel zu bekämpfen ist.

Artikel vom 07.11.2006