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Lojo setzt auf Merkel:
»Stück Gesundbeterei«

Wolf von Lojewskis schöner Schein der Wahrheit

Von Burgit Hörttrich und
Hans-Werner Büscher (Foto)
Bielefeld (WB). Der Mann quillt schier über vor Geschichten, Erlebnissen, Anekdoten. Wolf von Lojewski gehört zu den wohl bekanntesten TV-Köpfen und -stimmen, einer, der uns lange Zeit die Welt erklärt hat. Dass es schon drei Jahren her ist, dass er Abschied genommen hat vom »heute journal« - es kommt einem unwahrscheinlich lang vor.

Gestern war »Lojo« aber wieder da, allerdings zur »Tagesschau«-Zeit. Er war zu Gast in der Thalia-Buchhandlung, absolvierte eine von insgesamt sechs Lesungen. Und er versichert: »Es macht mir Spaß.« Er hat ein Buch geschrieben, in dem er über Journalismus im Zeichen der Quote nachdenkt, über den Umgang von Politikern mit den Medien. Wolf von Lojewski versichert, er habe das Buch nicht für bestimmte Lesergruppen geschrieben (eben Journalisten und Politiker), sondern für alle: »Ich habe nie gezielt bestimmte Gruppen angesprochen, sondern versucht, stets alle zu erreichen.« Gut weg kommt in seinem Buch Bundeskanzlerin Angela Merkel. »Lojo« räumt ein: »Das ist auch ein Stück Gesundbeterei.« Denn: »Wenn das schief geht mit der Großen Koalition, ja, dann weiß ich auch nicht. . .« Er sei ein Nachrichten-Junkie: »Das ist mein tägliches Pflichtprogramm, ohne kann ich nicht.« Er gibt zu: »Ich habe immer noch Angst, etwas zu versäumen.«
Der Sammler alter Bücher erzählt, er habe sich in den letzten Jahren seines Berufslebens oft zurück gesehnt zu der Zeit, als es noch keine Handys gab, als nicht die schnelle Technik, die immer währende Aktualität den Alltag bestimmte. Wolf von Lojewski: »Meine erste Korrespondenten-Tätigkeit in Washington in den 1970er Jahren war eigentlich meine schönste Zeit. Ich konnte ohne großen Druck recherchieren.« Er freue sich, jetzt, quasi im Ruhestand, der Kür frönen zu können - zuletzt mit seiner Reportagereihe aus Namibia. Er reise nach wie vor gern, aber er und seine Frau hätten sich bewusst dafür entschieden, in Deutschland zu leben: »Hier haben wir unsere Freunde, unsere Wurzeln.« Inzwischen könne er mit seiner Frau Urlaub machen, ohne dass sie befürchten müsse, dass er vorzeitig abreisen müsse. Wolf von Lojewski: »Zuletzt haben wir uns in Rom ein Appartement gemietet, ein paar Wochen den Alltag dort erlebt.« Er plant, sich demnächst auch wieder einmal als Windsurfer zu erproben: »Ich hoffe, ich kann es noch.« Auf seinem Nachtisch liegen Schröders »Entscheidungen«. »Lojo«: »Gekauft, aber bislang noch nicht aufgeschlagen.«

Artikel vom 07.11.2006