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»Auch bei Trennung
miteinander sprechen«

Arbeitsgruppe Kinderschutz neu konzipiert


Von Gerhard Hülsegge
(Text und Foto)
Bielefeld (WB). Jede dritte Ehe in Deutschland wird geschieden. Wie Eltern die Trennung so vollziehen können, dass der gemeinsame Nachwuchs möglichst wenig darunter leidet, will die Arbeitsgruppe für Kinderschutz in Bielefeld erarbeiten.
»Das Wichtigste ist, dass Eltern noch miteinander sprechen«, sagt Rüdiger Hexel. Der Rechtsanwalt hat fast täglich mit Vätern und Müttern zu tun, die sich nicht nur ums Sorgerecht, sondern auch Kleinigkeiten derart streiten, dass sie das Wohl ihrer Kinder aus den Augen verlieren. Der Junge oder das Mädchen reagiert mit Traurigkeit, Aggressivität, aber auch mit Schulverweigerung, leidet psychisch und physisch unter dem Streit nicht zuletzt ums liebe Geld. Wegen Alkohol und Armut brechen zurzeit in Bielefeld zunehmend Aussiedlerehen auseinander, weiß Hexel.
»Kinder sollten nie vor Gericht erscheinen müssen«, rät Karin Boye Toledo vom Frauenhaus der Arbeiterwohlfahrt. Allerdings weiß sie auch, dass insbesondere Mütter, denen Gewalt angetan wurde, ganz bewusst auf Rache sinnen. Väter verbinden die Unterhaltspflicht mit dem Recht, das Kind auch dann zu sehen, wenn dies es gar nicht will, berichtet Brigitte Ortgies vom Dienstleistungszentrum (DLZ) der Stadt. So haben die verschiedensten Institutionen immer wieder mit dem selben Thema zu tun.
»Deshalb ist der Austausch sehr fruchtbar und erweitert den Horizont«, erklärt Martina Hensel vom Deutschen Kinderschutzbund (DKSB). Die 47-jährige Familien-Therapeutin leitet die Arbeitsgruppe, der Vertreter der Polizei ebenso angehören wie der Ärztlichen Beratungsstelle gegen Vernachlässigung und Misshandlung von Kindern, der von-Laer-Stiftung und des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF). Die Gruppe hat sich nach 25 Jahren neu konzipiert, um künftig verschiedene Themen zu erörtern. Die Treffen finden monatlich im Kinderschutzhaus an der Ernst-Rein-Straße statt. Wer noch mitarbeiteten möchte, kann sich telefonisch unter 05 21 / 1 55 26 20 bzw. 13 36 66 melden.

Artikel vom 07.11.2006