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Telemedizin senkt Kosten

Krankenkassen bieten neue Behandlung bei Herzmuskelschwäche an

Von Ernst-Wilhelm Pape
Bad Oeynhausen (WB). Patienten mit einer Herzmuskelschwäche sollen mit Hilfe von Telemedizin in Zukunft verstärkt zu Hause behandelt werden. Dadurch werde die Zahl der Klinik-Aufenthalte um die Hälfte reduziert. Das führe zu einer erheblichen Kostensenkung im Gesundheitswesen.
Dr. Heinrich Körtke: Hilfe für 10 000 Patienten.
Die beiden bundesweit größten Krankenkassen, die Barmer und die Allgemeine Ortskrankenkasse (AOK), werden ihren Versicherten die telemedizinische Behandlung von Dezember an anbieten. Die Behandlung zu Hause, im »virtuellen Krankenhaus«, wird vom Institut für angewandte Telemedizin (IFAT) am Herz- und Diabeteszentrum Bad Oeynhausen durchgeführt. Die Patienten werden von den Institutsärzten rund um die Uhr fernüberwacht. Auf Grundlage der übermittelten Daten erfolgen Therapieanweisungen.
Nach Angaben von Oberarzt Dr. Heinrich Körtke (57), dem Leiter des Instituts, leiden in Deutschland 1,6 Millionen Menschen an einer Herzmuskelschwäche. Bei dieser Krankheit pumpe das Herz zu schwach, es drohen Wasseraufschwemmungen im Körper.
Betroffene Patienten könnten nach Rücksprache mit ihrem Hausarzt beim Institut zur Behandlung angemeldet werden Danach erfolge die Ausstattung mit einer digitalen Waage sowie einem Gerät zur Überwachung der Herztöne. Das Behandlungsprogramm, das Anweisungen zu Ernährung, Flüssigkeitsaufnahme und Bewegung umfasst, sowie der Medikamenteneinsatz würden wöchentlich abgestimmt. Begleitet wird die Behandlung durch regelmäßige Besuche des Hausarztes.
Ein Patient mit Herzmuskelschwäche verursache durch seine zahlreichen Krankenhaus-Aufenthalte derzeit pro Jahr Kosten in Höhe von 10 000 Euro , sagte Körtke. Mit Hilfe der Telemedizin könnten die Verweildauer im Krankenhaus um ein Drittel reduziert und die Kosten somit auf 7000 Euro gesenkt werden.
Das Institut für Telemedizin hat 34 Mitarbeiter und überwacht derzeit bundesweit 1500 Patienten. Angestrebt werden 10 000 Patienten und die Erhöhung der Mitarbeiterzahl auf mehr als 120.
Durch Telemedizin könne die Zahl der Krankenhaustage um 20 Prozent reduziert werden, sagte Körtke. Telemedizin senke aber nicht nur Kosten, sondern gebe den Patienten auch medizinische Sicherheit, steigere seine Lebensqualität und stärke die gesundheitliche Eigenverantwortung.
Mit Erfolg seien bereits Patienten nach einer Herz-Operation per Monitor überwacht und fernbetreut worden. Hierbei sei der Einsatz von Medikamenten um 25 Prozent zurückgegangen.
www.ifat-telemedizin.de

Artikel vom 07.11.2006