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Reiherbach wird wieder
in Schwung gebracht

Ökologische Aufwertung statt alter »Gradlinigkeit«

Von Annemargret Ohlig
(Text und Foto)
Senne (WB). »Gradlinigkeit« ist grundsätzlich etwas Positives - nicht jedoch beim Reiherbach im Senner Ortsteil Windelsbleiche. Das stellte vor geraumer Zeit die Stiftung Rieselfelder Windel fest, die das gleichnamige Senner Naturreservat »unter ihren Fittichen« hat.

Vor gut drei Wochen rückte deshalb zwischen Toppmannsweg und Postheide der Bagger an. Denn der kleine »Kanal«, zu dem der ehemals typische Sennebach im Laufe der Zeit durch menschliche Eingriffe begradigt wurde, soll sich jetzt wieder zu einem naturnahen Wasserlauf mit Schleifen und viel Schwung entwickeln.
»Wir wollen dadurch eine ökologische Aufwertung und Attraktivitätssteigerung der Reiherbachaue im Übergangsbereich zur Nordost-Erweiterung des Rieselfelder-Biotops erreichen«, erklärt Dr. Günther Bockwinkel. Außerdem ergäben sich dadurch eine Verbesserung der Gewässerstruktur und -güte sowie die Erweiterung der naturpädagogischen Möglichkeiten der Biologischen Station.
Der Diplom-Biologe, Geschäftsführer der NZO-GmbH für Landschaftsplanung, Bewertung und Dokumentation, hat die etwa 180000 Euro teure Renaturierungsmaßnahme geplant, die das Umweltamt der Stadt ausgeschrieben und vergeben hat. »80 Prozent der Kosten für die Umgestaltung übernimmt das Land«, erklärt Bockwinkel. Es würden allerdings keine Steuergelder verwendet, die Gelder kämen vielmehr aus einem »Sondermittel-Topf«, in den die Abwasserabgabe fließt. Diese wiederum würden zweckgebunden ausgegeben für Projekte zur Verbesserung der Gewässergüte und ähnliches.
Außerdem konnte die Kurt-Lange-Stiftung als wesentlicher Sponsor gewonnen werden, durch den die Gesamtfinanzierung der Renaturierungsmaßnahme jetzt sichergestellt ist. Der historische Bachverlauf kann allerdings nicht »wiederbelebt« werden. In diesem Bereich sind sowohl die Straße Niederheide als auch Teiche entstanden. Stattdessen wird sich der Reiherbach über angrenzende Flächen schlängeln.
Etwa 9000 Kubikmeter Boden wurden in den vergangenen Wochen bewegt. Unter anderem ist eine etwa 15 Meter breite Auenzone gestaltet worden, in der der Bach sich in einer Breite von eineinhalb bis zwei Metern »eigendynamisch« selbst seinen Weg suchen wird. Außerdem ist statt der bisherigen »Brücke« eine Furt geschaffen worden. »Dadurch wird der Bach buchstäblich begeh- und erfahrbar, was sich besonders für die kindgerechten Projekte der Biostation positiv auswirkt«, erklärt Bockwinkel.
Damit auch »wasserscheue« Menschen auf dem Rundweg durch das Gelände bei normalen Wasserständen trockenen Fußes über den Reiherbach kommen, sind Trittsteine in der Furt vorgesehen. Für behinderte Menschen stellt sich das allerdings als Problem dar. Entstanden sind auch eine flache Wiesenblänke und eine Sanddüne, die die Grundeigentümer Kerstin und Paul Friebe zur Verfügung gestellt haben.

Artikel vom 08.11.2006