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Wenn es in der schönen Heimat
Bomben hagelt

Ausstellung 26 junger Marktschüler

Von Markus Poch (Text und Foto)
Brackwede (WB). Eine Ausstellung mit Bildern einer »interkulturellen Schülerwerkstatt« zeigt derzeit die Brackweder Stadtteilbibliothek. Initiator ist die »Regionale Arbeitsstelle zur Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien« (RAA) in Kooperation mit der Marktschule und der Künstlerin Katerina Mourati.

Nur zwei der 26 Kinder aus den beiden fünften Klassen der Marktschule entstammen deutschen Familien. Alle anderen sind Kinder mit Migrationshintergrund, das heißt: Sie selbst und/oder ihre Familien kommen aus der Türkei, aus Russland, Albanien oder dem Irak. Das erschwert den Schulunterricht und das Miteinander erheblich. Die Idee der RAA-Leiterin Gabriele Sonnenberg war nun, alle Kinder mit einem Kunstprojekt einander anzunähern, die nicht besonders »pflegeleichten« auf diese Weise zu disziplinieren.
So bekamen sie die Chance, sich an freiwilligen Nachmittags-Kursen unter der Leitung der bildenden Künstlerin Katerina Mourati zu beteiligen und nutzen diese begeistert. Zu den beiden Themenkomplexen »Heimat« sowie »Frieden und Krieg« entstanden die unterschiedlichsten Impressionen in Acryl, Wasserfarbe, Kohle oder Kreide. Einige der Jungen und Mädchen kennen Schreckenszenarien mit toten Menschen und zerstörten Gebäuden nicht nur aus den deutschen Medien, sondern aus der eigenen Familie. Entsprechend drastisch sehen manche ihrer Bilder aus. »Mädchen haben interessanterweise viel lieber den Frieden dargestellt - mit Blumen, Bäumen, Wiesen und Herzen«, erklärt Katerina Mourati. »Die Jungen dagegen bevorzugten Kriegsbilder.« Auf die Frage »Wo ist Deine Heimat?« hörte die Künstlerin sehr unterschiedliche Antworten, zum Beispiel: »Meine Heimat ist die Türkei, aber ich bin in Deutschland geboren« oder »Meine Heimat ist Irak und Deutschland« oder »Meine Heimat ist überall.«
Die beiden Klassenlehrerinnen Brigitte Henker und Gabriele Tobias wie auch Schulleiter Hans-Egon Kirchhof stellten außerdem erfreut fest: »Unsere Kinder sind über das Kunstprojekt selbstbewusster im Unterricht geworden.«

Artikel vom 07.11.2006