08.11.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Ratte« stiehlt dem Biber die Schau

Damit's was zu sehen gibt: Drei Nutrias im Tierpark Olderdissen angesiedelt


Von Gerhard Hülsegge
Bielefeld (WB). Seit vier Wochen halten sie Ausschau nach der Attraktion, harren aus, bis es dunkel wird, hantieren mit Taschenlampen - und sehen doch nichts! Kaum ein Besucher des Heimat-Tierparks Olderdissen hat die zwei neuen Biber aus Bayern (wir berichteten) zu Gesicht bekommen. Deshalb sind jetzt drei Nutrias (Biberratten) mit in das für 105000 Euro neu angelegte Gehege im Stauteich ausgesetzt worden. Der Dortmunder Zoo stellte die Tiere kostenlos zur Verfügung.
»Der Biber ist relativ zurückhaltend, deshalb mussten wir etwas Leben in die Geschichte bringen«, erklärte Tierparkleiter Volker Brekenkamp gestern gegenüber dem WESTFALEN-BLATT. Denn: Wer in den Tierpark geht, der möchte auch Tiere sehen. Dass nun nicht der Biber, sondern die Nutria an der Möhre knabbert, den hölzernen Damm umschwimmt, fällt kaum auf. Nur wer auf den kaum behaarten Schwanz achtet, vermisst die »platte« Variante und erkennt die gemeine Wasserratte.
»Ich habe aber auch den Biber schon gesehen«, versichert Brekenkamp. Die Wasserratte »Myocastor coypus« werde zwar auch Sumpf- und Schweifbiber genannt, gehöre genau genommen aber nicht zur Familie der schwereren Biber-Art (»Castor fiber«), da nicht hörnchen-verwandt. Das Fell der Biberratten ist rötlich-braun. Wo sie sich ansiedeln, verdrängen sie die Bisamratte. Ihre Heimat ist Südamerika, in Deutschland sind sie seit 1927 heimisch. Sie sind längst nicht so scheu wie der Biber. Muttertiere bringen zweimal im Jahr bis zu vier Junge zur Welt. Um dies zu verhindern, wurden in Olderdissen nur männliche Nutrias ausgesetzt.

Artikel vom 08.11.2006