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Alter Saal gibt
»Geheimnisse«
langsam preis

Renovierung dauert deutlich länger

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Der Oberbürgermeister muss seinen Neujahrsempfang 2007 wohl wieder im Ratssaal im Neuen Rathaus geben, denn die Sanierung des Rochdaleraums, des historischen Ratssaals, wird nicht, wie geplant zum Jahresende fertig.

Grund, so Carsten Boberg (Immobilienservicebetrieb/ISB) gestern, seien Stahlträger, die von Rost befallen waren. Um jegliche Sicherheitsbedenken auszuräumen - darüber, auf dem Dachboden des über 100 Jahre alten Rathauses, wurde die neue Lüftungsanlage installiert - werden die Träger »unterstützt«. Fertig werden soll der Ratssaal jetzt spätestens Ende März 2007. Anlass für den Umbau, der seit Beginn der Sommerferien Ende Juni läuft, war die Asbestsanierung des Saal und der angrenzenden Räume. Die Holzpaneele, die seit den 1950er Jahren Wände und Fensterfront verkleidet haben, wurden entfernt, zugebaute Bogenfenster wieder frei gelegt, Wände, in der Nachkriegszeit eingezogen, entfernt. Während der Arbeiten wurden an der Schmalseite des Saals noch historische Malereien aus dem Jahr der Rathauseinweihung 1904 entdeckt, im angrenzenden Enniskillen-Raum wurden, nachdem die abgehängte Decke entfernt wurde, Bögen frei gelegt, deren Köpfe jetzt auf Wunsch des Denkmalschutzes rekonstruiert werden sollen. Geplant ist, die Fensterfront des Ratssaales, der vor 100 Jahren mit Stuck, Gold und Sinnsprüchen verziert war, wieder annähernd in der ursprünglichen Zustand zurück zu versetzen, den übrigen Saal neutral-schlicht zu gestalten.
Inzwischen sind die Eingänge zum Rochdaleraum in der zweiten Etage zu den Amtsstuben hin durch Sperrholzwände abgeschottet worden, Material wird künftig vom teilweise abgesperrten Rathausvorplatz über einen Balkon in den Baustellenbereich geschafft. Carsten Boberg: »Die Arbeiten sollen den alltäglichen Ablauf im Rathaus so wenig wie möglich beeinträchtigen.«
2007 sei zudem geplant, auch die Sitzungsräume mit den Namen »Nowgorod« und »Esteli« im Erdgeschoss des Nachkriegsanbaus des Alten Rathauses zu renovieren. Gardinen und Wandverkleidungen strahlen den Charme der 1960er/1970er Jahre aus.
Neben dem eher nüchtern gehaltenen großen Saal im Neuen Rathaus gibt es als weiteren repräsentativen Raum nur noch den Nahariya-Raum in der ersten Etage des Altbaus. Auch er ist alles andere als prunkvoll ausgestattet, dort hängen aber immerhin die älteste der Oberbürgermeister-Portraits und das wandgroße Gemälde von William Pape (1903) vom Kaiserbesuch auf der Sparrenburg.

Artikel vom 08.11.2006