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Wenig Widerstand

Reformoffensive der evangelischen Kirche


Würzburg (dpa). Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist mit der größten Reformoffensive in seiner Geschichte bei der Basis auf überraschend wenig Widerstand gestoßen. Ein entsprechendes Impulspapier sei die längst überfällige Antwort auf den Rückgang der Zahl der Gläubigen und die zu erwartenden Einbrüche bei der Kirchensteuer, hieß es gestern wiederholt in einer Debatte auf der EKD-Synode in Würzburg. Die Vorschläge sorgten in vielen Gemeinden schon jetzt für »Aufbruchstimmung«. Sie sehen unter anderem die langfristige Verschmelzung der bislang 23 auf künftig acht bis zwölf Landeskirchen vor.
Einige Kirchenparlamentarier warnten allerdings davor, bei der Suche nach einer effektiveren Kirche die geistlichen und theologischen Grundlagen über Bord zu werfen. »Mein erster Eindruck beim Lesen des Impulspapiers war: Hier will jemand die Kirche für die Börse fit machen«, kritisierte ein Synodaler. Auch die Pläne für eine Verringerung der Landeskirchen sollten mit »protestantischer Nüchternheit« geprüft werden, betonte ein Debattenredner. Ebenso müsse - entgegen den Reformplänen - die örtliche Kirchengemeinde ihre Bedeutung bewahren. Manche vermissten zudem Hinweise, was die Reform für das Verhältnis etwa zur katholischen Kirche bedeute.
Aktuell zeichnet sich nach Angaben des EKD-Rats eine leichte Entspannung der Kirchen-Finanzen ab. Die gute Konjunktur lasse nach teils dramatischen Einbrüchen in den Vorjahren derzeit die Kirchensteuer üppiger sprudeln. So rechnet die EKD für dieses Jahr mit einem Einnahme-Zuwachs von sechs Prozent.

Artikel vom 08.11.2006