07.11.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Riskanter Torwart-Tausch

Wie sich Schalke noch ein Problem selbst machte

Gelsenkirchen (WB/klü). Riiisiko! Als wenn die Schalker nicht schon genug Probleme hätten: Trainer Mirko Slomka wollte mal ganz mutig sein und legte noch nach. Sein Torwart-Tausch vor dem Duell gegen Meister FC Bayern - eine Entscheidung mit viel Zündstoff.

Klar, dass der Coach nach dem 2:2 seinen Mann im Kasten lobte. »Ich war sehr zufrieden. Der Manuel hat seine Sache ordentlich gemacht. Und selbstverständlich steht er auch am Mittwoch in Mönchengladbach wieder in der ersten Mannschaft.«
Slomka, der Schönredner. Denn Manuel Neuer, der »Neue«, der für Frank Rost zwischen die Pfosten rückte, er zeigte einige Unsicherheiten. Im »Kicker« bekam er dafür nur die Note 4,5.
Doch der Trainer behauptet weiter stur: »Wir haben zwei Klasse-Torhüter.« Und warum hat er dann ausgerechnet vor dem so wichtigen Spiel gegen den FC Bayern den routinierten Rost (33) aus der Bude geholt und den jungen Liga-Lehrling Neuer (20) aufgestellt? Hier gibt es zwei Versionen. Zuerst die offizielle Stellungnahme des Trainers.
»Es waren rein sportliche Gründe. Ich wollte mal etwas ändern. Der Frank Rost hat zuletzt nicht mehr die ÝUnhaltbarenÜ gemeistert. Er sah außerdem in einigen Szenen, die zu Gegentoren führten, nicht immer glücklich aus.« Pech für Rost - oder die Strafe, weil er mit dem Trainer zusammengerasselt sein soll? Denn das ist die inoffizielle Vermutung, die selbstverständlich von allen Seiten energisch dementiert wird. Von Slomka. Von Rost. Und von Manager Andreas Müller: »Alles nur Spekulationen. Da gab es keinen Krach.«
Wirklich nicht? Sicher ist, dass Rost die Schalker Verantwortlichen und auch einige Mitspieler schon seit längerer Zeit nervt. Der Verein bekommt genug Prügel von draußen, da muss es drinnen nicht auch noch ständig rumsen. Rost gilt als Vertreter der klaren Aussprache. Er sagt gern, was Sache ist. Er packt Kollegen auch schon mal etwas fester an den Trikotkragen. Und als er vor einiger Zeit sarkastisch feststellte: »Ich war froh, heute der einzige Deutsche in der Schalker Mannschaft gewesen zu sein«, da haben sich die Herren in der Vorstandsetage auch nicht gerade schlapp gelacht.
Auf Slomkas Frage, ob er sich einen Einsatz gegen Bayern zutraue, soll Rost jetzt geantwortet haben: »Klar, Co-Trainer, schließlich habe ich schon 277 Bundesligaspiele absolviert.« Nein, nein, so war das nicht. Stimmt nicht. Sagt Rost. Behauptet Slomka.
Wahr ist aber, dass sich die Schalker mit dem Torwart-Wechsel einen neuen »Fall« selbst in die Kiste gelegt haben. Hausgemacht, typisch königsblau. Denn Rost, Vertrag bis 2009, drückt vorerst weiter die Bank. Eine vorzeitige Trennung wird nicht mehr ausgeschlossen. Und der junge Neuer, der steht im »Feuer«.

Artikel vom 07.11.2006