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Lebensdaten

Für den früheren irakischen Machthaber Saddam Hussein (69) ist nichts wichtiger, als in jeder Lebenslage das Gesicht zu wahren. Er ist ein Stehaufmännchen, hat mehrere Attentatsversuche überlebt und es sogar geschafft, vernichtende Niederlagen in Siege umzumünzen.
So wie sein Landsmann Saladin, der einst die Kreuzritter aus Jerusalem vertrieben hatte, wollte Saddam unbedingt als heroischer Kriegsherr in die Geschichte eingehen. In den Geschichtsbüchern wird der Gewaltherrscher, der als Kind von seinem Stiefvater verprügelt worden war, tatsächlich seinen Platz finden: Als erster arabischer Herrscher, der für die in seiner Ära begangenen Gräueltaten zum Tode verurteilt wurde.
Sein Regime hat den Krieg gegen den Iran (1980-1988) relativ unbeschadet überstanden. 1991 schaffte es Saddam, die Vertreibung seiner Truppen aus Kuwait durch eine US-geführte Koalition politisch zu überleben. Obwohl sich die Iraker in der Mehrheit damals gegen das Regime erhoben, gelang es ihm letztlich, das ganze Land wieder unter seine Kontrolle zu bringen. Welche Methoden er dabei anwandte, lässt sich an den zahlreichen Massengräbern ablesen.
Nach dem Fall von Bagdad ging er in den Untergrund, bis Soldaten ihn am 13. Dezember 2003 auf einem Bauernhof in der Nähe seines Geburtsortes Tikrit aus einem Erdloch zogen.
Viele Legenden ranken sich um diesen Tag, und die Iraker fragen sich bis heute: Hatte Saddam wirklich eine Waffe bei sich, die er nicht nutzte, als ihn die Amerikaner schnappten? Haben ihn die Soldaten unter Drogen gesetzt, um ihn als willenloses Wesen im Fernsehen vorführen zu können?
Wie wichtig es für Saddam Hussein ist, nicht das Gesicht zu verlieren, zeigte sich vor Gericht, wo er immer wieder erklärte: »Ich bin Saddam Hussein al-Madschid, Präsident der Republik Irak, und (US-Präsident George W.) Bush ist der Verbrecher.«

Artikel vom 06.11.2006