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Harninkontinenz nicht länger tabuisieren

Tagung von Franziskus Hospital und Fachhochschule


Von Michael Schläger
Bielefeld (WB). Die Zahlen schwanken, doch Experten gehen davon aus, dass in Deutschland mehr als 14 Prozent der Frauen und neun Prozent der Männer an Harninkontinenz leiden. Tendenz steigend. Am Samstag widmete sich dem Thema eine gemeinsam vom Franziskus Hospital und dem Fachbereich Pflege und Gesundheit der Fachhochschule veranstaltete Fachtagung.
»Harninkontinenz gilt für viele nach wie vor als Tabu«, sagt Eva Meyer, stellvertretende Pflegedienstleiterin des Franziskus Hospitals und Mitorganisatorin der Tagung. Doch angesichts einer immer älter werdenden Gesellschaft spiele es auch in der Pflege eine wachsende Rolle. Vor allem ältere Frauen seien betroffen. Die Ursachen: Folgen von Geburten, hormonelle Umstellungen, harte Arbeit. Doch auch ältere Männer hätten Probleme, den Urin zu halten - zum Beispiel nach einer Prostata-Operation.
Deshalb ging es bei der Tagung in den Räumen der Fachhochschule um Wege, die Harnkontinenz zu fördern. In verschiedenen Workshops wurde erörtert, welcher Pflegebedarf bei Inkontinenz besteht und wie etwa regelmäßiges Beckenbodentraining helfen kann. Auch alternative Behandlungswege wie die Traditionelle Chinesische Medizin, die einen ganzheitlichen Ansatz verfolgt, wurden betrachtet. In einer weiteren Runde ging es um die psychosozialen Folgen der Inkontinenz. »Viele Betroffene wagen sich kaum noch aus dem Haus«, weiß Eva Meyer. Das führe nicht selten zu Isolation und Depression. Schließlich beschäftigten sich die Pflegefachkräfte und Mediziner mit der Umsetzung der Expertenstandards, den Vorschriften, die in der Pflege zu beachten sind.
Den Betroffenen empfiehlt Meyer, offen mit dem Arzt über das Thema zu sprechen. Neben operativen gebe es auch medikamentöse Möglichkeiten, das Problem in den Griff zu bekommen. Besonders wichtig sei die richtige Gymnastik. Bei Älteren helfe ein Toilettentraining, der regelmäßige Gang zum Klo. Verschämt über das Problem hinwegzugehen, führe vor allem zu einem: einer massiven Einschränkung der Lebensqualität.

Artikel vom 06.11.2006