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Spreewaldgurken nur ein Vorwand

Dubiose Einladung an Produkttester - Verbraucherschützer raten ab

Von Dietmar Kemper
Altenbeken (WB). Verbraucherschützer warnen vor Firmen, die zur »Lebensmittelprobierwerbung« einladen. Die versprochenen Wertgutscheine seien nur ein Vorwand, um Kunden in Verkaufsveranstaltungen zu locken. Dort würden dann für Kaffeefahrten typische Artikel angeboten.

»Damit Deutschland auch kulinarisch endlich zusammenfindet, wöchten wir Sie hiermit einladen zur ersten gesamtdeutschen Probierwerbung für ostdeutsche Produkte«, wirbt eine Ulrike Sonnenberg für eine Präsentation übermorgen in Altenbeken-Schwaney. Zahlreiche Bürger aus dem Kreis Paderborn erhielten das Schreiben, in denen ihnen ein »Riesen-Schlemmerpaket«, ein »Wertgutschein über 229 Euro gleich zum Mitnehmen« sowie ein kostenloses Abendessen versprochen wird.
Bei der angeblich »von einem großen Lebensmittelunternehmen aus Deutschland gesponserten Aktion« würden Produkttester gesucht, heißt es. Die könnten in Spreewald-Gurken beißen, Nudossi aufs Brot schmieren und Club-Cola trinken. Telefonische Rückfragen bei Frau Sonnenberg sind nicht möglich.
Dafür klingelt das Telefon in der Gaststätte in Altenbeken-Schwaney in diesen Tagen umso häufiger. »Die haben bei uns nur den Raum angemietet; was hier am Mittwoch passiert, wissen wir selbst nicht«, sagte eine Mitarbeiterin gestern dieser Zeitung. Hinter Ulirke Sonneberg verbirgt sich die Firma »MTC Marketing und Testcenter« in Wilhelmshaven. Das Telefon dort ist permanent besetzt. Wie diese Zeitung gestern herausfand, warnen die Verbraucherzentralen in Hamburg, Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein vor solchen Veranstaltungen. Entweder sollten dem Kunden bei der Gelegenheit Matratzen, Massagesessel oder Vitaminpillen verkauft werden oder man versuche, ihn zum Vertragsabschluss als Produkttester zu drängen. Im Kleingedruckten stehe dann, dass pro Monat zwischen 15 und 19 Euro für die Tests fällig werden. Die Geschenk-Versprechen würden nicht eingehalten, warnen die Verbraucherzentralen. Wertgutscheine entpuppten sich beispielsweise bei einer Veranstaltung in Grömitz als »Reisegutscheine« ins Allgäu, verbunden mit einer Zuzahlung von 40 Euro. Und das Schlemmerpaket war gar nicht riesig, sondern passte in eine Frauen-Handtasche. Deshalb raten die Verbraucherschützer: Einladung in den Papierkorb werfen.

Artikel vom 06.11.2006