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Drachs Komplize soll
ausgeliefert werden

Bernd Dieter Kramer hatte Kneipe in Brasilien

Bernd Dieter Kramer wird Geldwäsche vorgeworfen.

Aachen (dpa). Nach der Festnahme eines mutmaßlichen Komplizen des Reemtsma-Entführers Thomas Drach am Freitag in Brasilien hat die Staatsanwaltschaft Aachen die Auslieferung des Mannes beantragt. Bernd Dieter Kramer war mit internationalem Haftbefehl wegen Geldwäsche von Lösegeld aus der Entführung des Hamburger Multimillionärs Jan Philipp Reemtsma gesucht worden.
»Nach unseren derzeitigen Erkenntnissen ist das ein Meilenstein«, sagte Oberstaatsanwalt Robert Deller am Samstag zu der Festnahme. Der Zeitpunkt der Auslieferung sei völlig offen. Über den Antrag entscheidet in Brasilien das Oberste Gericht »Supremo Tribunal Federal« (STF).
Mit Kramer wird der dritte Verdächtige, der bei den Geldwäsche-Geschäften im Aachener Grenzland eine zentrale Rolle gespielt haben soll, vor Gericht gebracht. Für die Freilassung von Reemtsma nach einem Monat Gefangenschaft waren 1996 umgerechnet 15 Millionen Euro an die Kidnapper gezahlt worden. Bis auf 1,3 Millionen Euro blieb das Lösegeld verschwunden.
Nach Angaben der Polizei in Rio de Janeiro ist Kramer mit einer Brasilianerin verheiratet und hat ein Kind. Trotzdem könne er ausgeliefert werden. Entscheidend sei, dass er bei seiner Einreise nach Brasilien zur Fahndung ausgeschrieben gewesen sei. Kramer lebte in der kleinen Gemeinde Santa Rita 200 Kilometer von Rio entfernt und führte eine Kneipe.
»Der Mann wollte hier ein normales, kleinbürgerliches Leben führen. Sein Haus war alles andere als luxuriös, und der Lebensstil der Familie war nicht auffällig«, sagte der Chef der Interpol in Rio, Kommissar Wanderley Martins.

Artikel vom 06.11.2006