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Kommentar
Stromausfall in Westeuropa

»Kann hier nicht passieren...«


»Bei uns kommt der Strom aus der Steckdose«, heißt es manchmal flapsig von jenen, denen es egal ist, ob Atom oder Wind für Kraft im Netz sorgt. Egal kann es aber auch ihnen nicht gewesen sein, dass am Samstagabend zehn Millionen Westeuropäer ganz ohne waren. Schon gar nicht, wenn sie selbst zu den Betroffenen zählten. Kein »Wetten, dass...?« im Rheinland, kein Zug in Belgien, Aufzugstillstand in den Vororten von Paris und Turin.
Wer nichts von der Riesenpanne im Netz mitbekam, hatte schlichtweg Glück. Doch Glück sollte eigentlich nicht das Kriterium sein, nach dem der Strom in Europa verteilt wird.
Noch gar nicht so lange ist es her, dass die Lautsprecher deutscher Energieriesen angesichts von »Blackouts« in den USA, in England, Skandinavien, Italien und anderswo verkündeten: »Hier wäre das unmöglich.« Doch als dann im vergangenen Winter im Münsterland die Masten krachten und für Tage der Saft wegblieb, kam Versorger E.ON, bei Preiserhöhungen gern vorneweg, bereits in Erklärungsnot.
Höchste Zeit offenbar, dass in die Stabilität der Stromversorgung investiert wird. Denn der jüngste Zwischenfall belegt: Das deutsche Netz ist keinen Deut sicherer als die anderen. Ingo Steinsdörfer

Artikel vom 06.11.2006