06.11.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Erfolg bei 50 000 Einsätzen

Krisendienst besteht seit 20 Jahren - Feier im Rathaus

Von Matthias Meyer zur Heyde und Bernhard Pierel (Foto)
Bielefeld (WB). Großer Bahnhof für die, die sonst im Stillen wirken: Im Kreise von Politikern und Medizinern, Polizisten und Feuerwehrleuten hat der Krisendienst sein 20-jähriges Bestehen gefeiert.

Der Krisendienst gewährt immer dann Hilfe, wenn Menschen außerhalb der normalen Sprechzeiten in psychiatrischen oder psychosozialen Nöten stecken. Ein Anruf unter 3 29 92 85, an Wochenenden und feiertags ganztägig, sonst von 18 Uhr bis 7.30 Uhr, wirkt oft wunder, denn die Zahl der stationär eingewiesenen Patienten ist in Bielefeld signifikant niedrig.
»Im Jahr 2004 lag die sogenannte Unterbringungsquote nur bei 1,55 Promille«, berichtet Krisendienst-Geschäftsführer Erwin Adams erfreut. Will heißen: Von etwa 2000 Bielefeldern mussten drei in eine psychiatrische Klinik eingewiesen werden. Und diese ohnehin gute Quote ist seit Jahren rückläufig.
»Wir führen das nicht zuletzt auf die gut organisierte professionelle Arbeit des Krisendienstes zurück«, sagt die Oberärztin Dr. Michaela Berg, eine der beiden fachlichen Leiterinnen des Dienstes. »In meiner Zeit als Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie habe ich keine Telefonnummer öfter empfohlen als die des Krisendienstes«, ergänzt Dr. Regina Ketelsen, die zweite Leiterin. Im Schnitt sind die 45 Nebenberufler der segensreich wirkenden Einrichtung 2545-mal im Jahr im Einsatz - bislang also etwa 50 000-mal. Die meisten Anrufe kommen vor Mitternacht.
Psychisch Kranke, schwer Alkoholisierte, Selbstmordgefährdete und andere Menschen in akuten Krisen - oft auch mit Gefährdung Dritter -Ê bilden die Klientel des Dienstes. Die meisten Notsituationen können telefonisch entschärft werden, aber in drei von zehn Fällen rückt das Zwei-Mann-Team aus, bei Bedarf unterstützt von Feuerwehr und Polizei. Regina Ketelsen hebt die enge, geradezu beispielhafte Kooperation des Dienstes mit den heimischen Nervenärzten hervor. »Das ist sicher ein Grund für unseren Erfolg.«
Auf der Basis eines Leistungsvertrages, der zum 31. Dezember ausläuft, kürzlich um weitere vier Jahre verlängert wurde, vergütet die Stadt diese wichtige soziale Tätigkeit. Der Krisendienst, getragen von »Parisozial« und dem Ev. Krankenhaus Bielefeld, ist vorbildlich mit den Angeboten von Kliniken und Wohlfahrtsverbänden vernetzt.
Bei der Feierstunde im Ratssaal des Neuen Rathauses dankte Bürgermeister Detlef Helling allen Helfern für ihren selbstlosen Einsatz. Mitarbeiter der ersten Stunde wie Peter Rodenkirchen und Margarete Frei erinnerten noch einmal in die Anfangszeit. Die Schriftstellerin Ilse Eichenbrenner las aus ihren Werken; anschließend servierte der mit betreutem Wohnen befasste Verein »Lebensräume« ein leckeres Buffet.

Artikel vom 06.11.2006