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Sekunden fehlten zum Dreier

Elfmeter in der Nachspielzeit kostet Arminia den Sieg in Dortmund

Von Werner Jöstingmeyer
Dortmund (WB). Nur winzige 20 Sekunden fehlten Arminia zum dritten Tabellenplatz. Weil der Borusse Alexander Frei kurz vor Ablauf der dreiminütigen Nachspielzeit einen von Petr Gabriel an Ebi Smolarek verschuldeten Foulelfmeter verwandelte, ließen die Bielefelder vor 74 300 Zuschauern in Dortmund nach einem völlig verdienten 1:1 zwei sicher geglaubte Punkte liegen.
Elfmeter verursacht und »Rot« gesehen: Petr Gabriel.

Arminias tschechischer Abwehrchef Petr Gabriel sah zudem die rote Karte. »Eine völlig unsensible Entscheidung des Schiedsrichters«, kommentierte DSC-Finanz-Geschäftsführer Roland Kentsch die strittige Szene aus der Abteilung »kann man geben, aber muss man nicht«. Später klärte Schiri-Beobachter Hellmut Krug auf: »Gabriel hat Smolarek durch ein Foul eindeutig im Strafraum am Torschuss gehindert. Dafür gibt es nun mal Strafstoß und den Platzverweis.«
Als Referee Günter Perl aus München wenig später abpfiff, konnten sich beide Teams nicht so recht über das Remis freuen. Die Platzherren wussten, dass sie ihre Fans wieder nicht überzeugt hatten. Und die Arminen, sie schlichen ob des Dortmunder »Last-Minute-Punkteklaus« mit langen Mienen in die Kabinen. Ärgerte sich Heiko Westermann: »Wir haben hier heute zwei Zähler verloren. Von Borussia kam doch in der zweiten Halbzeit gar nichts mehr.«
Dennoch boten die westfälischen Kontrahenten insgesamt eine unterhaltsame und spannende Partie. Glück für Arminia, dass Schiri-Assistent Josef Maier nach Kringes Zuspiel auf Smolarek mit seiner Abseits-Entscheidung völlig daneben lag. Perl erkannte den frühen Treffer des polnischen Nationalspielers nicht an. Pech für Bielefeld, dass wenig später Artur Wichniarek nach Zumas feiner Vorarbeit nur den rechten Pfosten anvisierte und Jörg Böhme den Nachschuß mit links in das Spielergewimmel hämmerte, anstatt sich die freie linke Ecke auszusuchen. »Wenn wir dieses Tor gemacht hätten, wäre das Spiel anders verlaufen«, versicherte Finanzchef Roland Kentsch.
Bis auf ein paar gefährliche Bielefelder Konter dominierte anschließend der BVB die Partie. Aber die aufmerksame Abwehr der Gäste vereitelte im Verbund mit dem guten Keeper »Matze« Hain selbst die dicksten Chancen durch Valdez, Smolarek und Kringe. Zudem streifte Amedicks Kopfball nur den Pfosten. Die gelb-schwarze Druckphase blieb für Arminia ohne Folgen.
Auch nach dem Seitenwechsel sah DSC-Präsident Hans-Hermann Schwick »ein Spiel zweier Mannschaften auf Augenhöhe«. Zumindest bis zur 69. Minute. Gabriel und Valdez krachten im Mittelfeld mit den Köpfen zusammen und blieben benommen liegen. Rüdiger Kauf spielte einen langen Pass in den Lauf von Artur Wichniarek. Der Pole ließ sich von Degen und Amedick nicht bremsen, schlenzte das Leder an Keeper Weidenfeller vorbei zum umjubelten Führungstreffer.
Die jetzt völlig entnervten Borussen versuchten ihr Glück anschließend nur noch mit langen und hohen Bällen. Rein spielerisch fiel ihnen gar nichts mehr ein. Als die etwa 5000 mitgereisten Bielefelder Fans schon den »ersten Auswärtssieg« lautstark feierten, passierte 20 Sekunden vor dem Abpfiff Petr Gabriel das Missgeschick. Eine hohe Hereingabe von Degen trumpfte noch mal auf, Smolarek tauchte geschickt ab und Arminias Abwehrchef fiel auf ihn drauf. Schiri Perl zögerte keine Sekunde mit dem Elfmeterpfiff und der roten Karte.
Torwart Mathias Hain ahnte zwar die Ecke, doch gegen den platzierten Strafstoß von Frei war er machtlos. »Glücklicher kann man den Punkt nicht gewinnen«, gestand Dortmunds Ex-Nationalspieler Christian Wörns und Keeper Weidenfeller gab zu: »Da sind wir noch mal mit einem blauen Auge davon gekommen.«
Dass es mit dem möglichen dritten Tabellenplatz nichts wurde, nahm zumindest Arminias Abwehrspieler Markus Schuler nicht tragisch: »Das Spiel fand zwar ein dramatisches Ende, aber unser Ziel ist nicht die Champions League, sondern das gesicherte Mittelfeld der Bundesliga. Alles andere ist mir wurscht.« Nach der Fortsetzung des Bielefelder »Herbstmärchens« mit elf Punkten aus den letzten fünf Partien können die Blauen auch Mittwoch gegen Hertha BSC selbstbewusst auftrumpfen. Die einzige Sorge von Trainer Thomas von Heesen: »Hoffentlich können wir uns bis dahin kräftemäßig regenerieren.«

Artikel vom 06.11.2006