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Die erste Telenovela
für Frauen über 40

ARD setzt auf zunächst 100 Folgen »Rote Rosen«

ARD, 14.10 Uhr: Während andere Sender mit bangem Blick auf die sinkende Zuschauergunst ihrer Telenovelas schauen, schickt das Erste einen neuen Langläufer dieses Musters ins Rennen. Von heute an gibt's werktäglich um 14.10 Uhr »Rote Rosen«.

Die Serie, die nach lateinamerikanischem Vorbild mit einer weiblichen Hauptrolle und abgeschlossener Handlung versehen ist, umfasst zunächst 100 Folgen und ist im Programmablauf vor »Sturm der Liebe« angesiedelt.
In einem entscheidenden Detail unterscheidet sich »Rote Rosen« jedoch von allen bisherigen Produktionen des Genres: Erstmals steht das Schicksal einer Frau über 40 im Mittelpunkt. Die ARD träumt mit dieser Frauenserie von einem Marktanteil in der Größenordnung von 27 Prozent des Gesamtpublikums - das wäre die Quote, die bereits der »Sturm der Liebe« als derzeit beliebteste Telenovela im deutschen Fernsehen regelmäßig einfährt.
Die Publikums-Zielgruppe sei etwas älter als bei den Privatsendern, sagt die zuständige Redakteurin Monika Schmid vom Norddeutschen Rundfunk. »Toll, endlich!«, sei die vielfache Reaktion auf die Ankündigung der Serie um die reife Frau gewesen. In der Serie geht es um Petra (Angela Roy), Mutter von zwei erwachsenen Töchtern. Sie wird wegen einer Jüngeren, die ein Kind erwartet, von ihrem Mann verlassen.
Petra muss sehen, wie sie über die Runden kommt. Sie fasst den Mut, wieder im Hotel zu arbeiten. Ihr Leben gerät in Bewegung. Sie erfährt die Solidarität ihrer Freundin Alice (Janette Rauch), die statt auf Familie auf den Erfolg ihrer Großgärtnerei gesetzt hat. Das Schicksal spielt Petra ihre Jugendliebe zu, den Neurologen Nick (Joachim Raaf). Sie begibt sich auf den langen Weg zur Selbstfindung.
»Wir erzählen eine Liebesgeschichte, Leiden und Träume«, sagt Schmid. Dies werde zwar auf romantische Weise geschildert, aber realitätsnäher als bisher in den Serien üblich. »Wir umschiffen nicht die wahren Konflikte. Wir berichten von dem Schock, den eine Frau überwinden muss, wenn sie mit Mitte 40 erfährt, dass ihr Mann eine junge Geliebte hat.«
Es sei zwar klar, dass die Hauptfigur schließlich ihre Liebe findet. Aber der Weg sei weitaus schwieriger als bei einer jungen Frau, sagt Monika Schmid. Die Hamburgerin Angela Roy trage die Rolle fantastisch. »Sie ist eine sehr differenzierte Schauspielerin. Man kann ihr in die Seele gucken.«
Ort der Handlung ist die schöne Heidestadt Lüneburg, die auch wegen der kurzen Wege bei den Drehorten ausgewählt wurde. Die Schauspieler, unter ihnen Kim-Sarah Brandts und Anna Lena Claas als Töchter, Brigitte Antonius als Schwiegermutter und Sarah Maria Besgen als Geliebte, können das freilich wenig genießen. Bei der täglichen Produktion einer 48 Minuten langen Folge sind sie im Dauerstress.

Artikel vom 06.11.2006