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Mord: Unbekannten beschuldigt

Autoverkäufer erschossen - Angeklagter Georgier weist Vorwurf von sich

Von Wolfgang Wotke
Gütersloh (WB). Vor dem Bielefelder Landgericht muss sich seit Freitag der Georgier Malkhaz B. (42) aus Paderborn wegen Mordes verantworten. Er soll am 11. April den Gütersloher Autohändler Werner K. (56) erschossen haben - um einen Gebrauchtwagen zu rauben.
Angeklagt: Malkhaz B.
Erschossen: Werner K.

Die Kripo kam dem Angeklagten durch ein am Tatort verlorenes Handy auf die Spur. Ein Mobiles Einsatzkommando der Polizei nahm ihn nur einen Tag nach der Tat in seinem Auto, einem Rover, auf einer Landstraße zwischen Harsewinkel und Gütersloh fest. Bislang bestreitet der Familienvater den Anklagevorwurf.
Als der georgische Asylbewerber von zwei Justizvollzugsbeamten in den Gerichtssaal geführt wird, verbirgt er sein Gesicht hinter einem Aktendeckel. Er nimmt auf der Anklagebank Platz und starrt vor sich hin. Ohne sichtbare Gefühlsregung verfolgt er, wie Staatsanwalt Klaus Metzler die Mordanklage verliest. Danach soll der Georgier Werner K. erschossen haben, als dieser ihn beim Einbruch in die Autofirma überraschte. Malkhaz B. selbst will schweigen: »Er wird sich weder zu seinem Lebenslauf noch zur Sache äußern«, kündigt Verteidiger Dr. Holger Rostek an.
Den Vernehmungsbeamten hatte der Georgier mit Zweitwohnsitz in Harsewinkel nach der Festnahme eine Version erzählt, die Kriminalhauptkommissar Michael E. (42) am Freitag als erster Zeuge im Prozess vortrug. Danach hatte Malkhaz B., der vor neun Jahren nach Deutschland gekommen war und nach dem Tod seiner ersten Frau eine Paderbornerin geheiratet hatte, hier als Erntehelfer gearbeitet. Am 11. April habe er sich auf dem Ausstellungsgelände von Werner K. für einen gebrauchten Mercedes interessiert. Plötzlich habe ihn ein Mann angesprochen. Der habe sich als eine »Art Onkel« von Werner K. ausgegeben und mit K. den Preis aushandeln wollen. Malkhaz B. will dann auf den mysteriösen Mann gewartet und plötzlich dumpfe Geräusche aus dem Autopavillon gehört haben. Dann habe ihm der »Onkel« Schlüssel und Papiere für den Mercedes übergeben. B. sei dann nach Essen gefahren, um den Wagen wieder zu verkaufen. Das sei misslungen. Er sei zurück nach Gütersloh gefahren, wo er den unbekannten Mann gegen 4 Uhr morgens erneut getroffen habe. Auf einem Parkplatz sei es im Mercedes zu einem Streit gekommen. Der geheimnisvolle Mann habe eine Waffe gezogen, dann folgten ein Handgemenge und eine Explosion - denn Malkhaz B. will zuvor Benzin in dem Wagen verschüttet haben, um dem Unbekannten im Ernstfall damit drohen zu können. Er habe sich aus dem brennenden Mercedes retten können und noch die Seitentür zugetreten, damit der unbekannte Mann verbrennen sollte.
Die Polizei hatte in dem ausgebrannten Wagen keine Leiche gefunden. Sie geht davon aus, dass die Geschichte von dem unbekannten Mann erfunden ist und Malkhaz B. den Mercedes angezündet hat, um nach dem Mord Spuren zu verwischen.
Der Prozess wird am Dienstag fortgesetzt.

Artikel vom 04.11.2006