11.11.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Wo die Römer vor 2000
Jahren ihren Limes bauten
Das Altmühltal ist ein Paradies für Wanderer, Radler und Kulturinteressierte
Als die liebliche Altmühl verbreitert und zum Main-Donau-Kanal ausgebaut wurde, waren die Umweltschützer außer sich. »Ein Frevel«, schäumte der Volkszorn vor Wut, und der niederbayrische Sänger Haindling thematisierte den Protest sogar in seinem Lied »Hau Ruck«.
Heute ist alles wieder ruhig, und die Menschen im Altmühltal haben längst ihren Frieden mit dem Kanal gemacht. Denn er hat ihnen perfekt befestigte Uferwege beschert, die sich bestens als Wander- und Radwege nutzen lassen.
Keine Steigungen, den Fluss immer im Blick: Eine Fahrradtour auf dem Altmühltal-Radweg von Gunzenhausen nach Kelheim ist für Familien und Gelegenheitsradler ideal.
Unterwegs warten nicht nur Naturschauspiele wie die »Steinerne Rinne« bei Wolfsbronn und die Felsformation der »Zwölf Apostel«, sondern mit barocken Städten und historischen Burgen auch kulturelle Höhepunkte. Die Burgen Prunn, Pappenheim, Eggersberg und die Rosenburg beispielsweise, malerisch hoch über der Altmühl gelegen, grüßen die Radfahrer schon von weitem.
Überregional bekannt ist die Kulturwoche auf Schloss Hexenagger, dort werden Freilichtopern vor romantischer Mittelalterkulisse inszeniert. Im Winter lockt ein schöner Weihnachtsmarkt die Besucher an.
Die Bischofs- und Universitätsstadt Eichstätt ist das barocke Juwel des Altmühltals, dem die Baumeister Gabriel de Gabrieli, Mauritio Pedetti und Jakob Engel sein einmaliges Flair verliehen. Der Residenzplatz der Stadt etwa gilt als schönstes Barockensemble in Süddeutschland. In Beilngries erinnern die Tortürme aus dem 15. Jahrhundert an die bewegte Stadtgeschichte. Beilngries gilt auch als die kulinarische Perle im Altmühltal -ĂŠnirgendwo kann man so gut und so vielseitig speisen.
Besonders vielseitig präsentiert sich das hübsche Städtchen Riedenburg mit seinen Museen: Da geht es um Meereskunde, die Geschichte der automatischen Musikwiedergabe und die Welt der schönen Kristalle. Auf der Schienenbob-Bahn kommen Tempo-Freunde auf ihre Kosten.
Auch der Abschluss des Radwegs ist monumental: Hoch über Kelheim thront die Befreiungshalle, die König Ludwig der I. als Zeichen für die Befreiung von der napoleonischen Herrschaft errichten ließ.
Fast 2000 Jahre ist es her, dass die Römer mit dem Obergermanisch-Raetischen Limes einen ihrer berühmtesten Grenzwälle erbauten: 550 Kilometer verlief er vom Rhein bis zur Donau und damit mitten durch den heutigen Naturpark Altmühltal. Dieses große römische Vermächtnis hat seit 2005 offiziell den Status eines UNESCO-Weltkulturerbes. Im Altmühltal ist das römische Erbe entlang des Limes in mannigfaltiger Weise erhalten geblieben. Die Überreste der Grenzmauer, Wachttürme, Limeskastelle und Thermenanlagen wurden im gesamten Naturparkgebiet freigelegt und oft auch rekonstruiert. Eine Vielzahl informativer Museen und Lehrpfade und nicht zuletzt die Römer- und Limesfeste der Region vermitteln Geschichte auf anschauliche und unterhaltsame Art.
Weißenburg nimmt dabei im Römerland Naturpark Altmühltal eine Sonderstellung ein: Die Stadt glänzt mit einer der größten freigelegten römischen Thermenanlagen nördlich der Alpen, dem Limeskastell Biriciana mit rekonstruiertem Nordtor und einem spektakulären Schatzfund im Römermuseum, einem Zweigmuseum der Archäologischen Staatssammlung. Im Erdgeschoss des Museums wurde zudem das Bayerische Limes-Informationszentrum als modernes und attraktives Forum der römischen Geschichte in Bayern eröffnet. Hier erhalten Besucher umfassende Informationen zum gesamten Limes zwischen Rhein und Donau, aber auch speziell zu den römischen Zeugnissen am Raetischen Limes im Naturpark Altmühltal. In Kipfenberg ist das Römer- und Bajuwaren-Museum Burg Kipfenberg enin großer Anziehungspunkt für Geschichtsinteressierte.
Wo die Altmühl in die Donau mündet, bildet die Befreiungshalle den krönenden Abschluss. Die von König Ludwig I. in Auftrag gegebene Gedenkstätte für die siegreichen Schlachten gegen Napoleon in den Befreiungskriegen 1813 - 1815 wurde von Friedrich Gärtner in Anlehnung an antike und christliche Zentralbauideen begonnen und 1863 von Leo von Klenze nach geänderten Plänen vollendet. Die Strebepfeiler der Außenfassade krönen 18 Kolossalstatuen als Allegorien der deutschen Volksstämme.
Thomas Albertsen08421/9876-0 www.naturpark-altmuehltal.de

Artikel vom 11.11.2006