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Uwe Bautz freut sich über das gute Echo der Autoren, die gebeten wurden, sich an dem Projekt zu beteiligen: »Jeder von ihnen hat sich einen Wert ausgesucht und dazu geschrieben.«
Das Ergebnis sind Prosastücke, dramatische Szenen, Monologe, Regieanweisungen. Die Reihe wird mit Arbeiten von Anja Hilling eröffnet, die zum Thema Treue schrieb, Ulrich Zieger (Verantwortung) und Falk Richter (Würde). Man habe gute Leute gewollt, die »durchaus etwas zu verlieren haben«, also Qualität abliefern mussten. Bautz: »Wir sind keine Schreibwerkstatt.«
Das Bielefelder Theater will sich an der Wertediskussion beteiligen, um sie sich nicht von außen aufzwingen zu lassen. Uwe Bautz: »Wir wollen keine Befunde fassen.« In der Inszenierung von Dariusch Yazdkhasti sollen die unterschiedlichen Textvorlagen »miteinander in Kontakt« treten und die Frage stellen, wie das Thema Werte den (eigenen) Alltag berührt. Für jeden bedeuten Werte etwas anderes, findet Bautz: »Die Wertediskussion bekommt dadurch eine neue Dynamik.«
Im Laufe der Beschäftigung mit dem Thema habe sich herauskristallisiert, dass auch Werte unterschiedlich nutzbar seien. Das Theater bemühe sich, das große Thema der Werte auf einer Ebene zu behandeln, »auf der man damit umgehen kann«.
Bewusst habe man sich auf die so genannten bürgerlichen Werte beschränkt - neben Würde, Treue, Verantwortung unter anderem Demut, Fleiß, Mut, Anstand, Tapferkeit, Ordnung. Bautz hat beobachtet: »Diese Werte werden heute wieder ausgepackt.« Das Theater sei ein Ort, an dem auch andere Perspektiven eingenommen werden könnten. Er versichert, dass die Abende, die unter der Überschrift »Dramensammler« stehen, keine staubtrockenen Langweiler werden, sondern dass die Autoren heiter und spielerisch mit ihren jeweiligen Werten umgehen.
Anja Hilling (Treue) hat über eine Frau geschrieben, die in einem fremden Bett bei einem fremden Mann gestrandet ist. Sie denkt an einen anderen Mann, dem sie minutiös über jeden Moment der Begegnung berichtet. Auf diese Weise hinterfragt sie ihre Beziehung. Wo genau begann der Treuebruch? Ulrich Zieger (Verantwortung) lässt einen Bürgermeister in den kommunalpolitischen Untiefen seinen Kampf um eine Schwimmbad ausfechten: Zuletzt steht die Zeit still, läuft sogar rückwärts.
Falk Richter (Würde) hat ein Verhör geschildert. Einer fragt einen anderen. Wo bleibt die Würde der eigenen Meinung? Richter offenbart Mechanismen im Umgang mit Menschen in Angst vor Krieg und Terrorismus und in Abhängigkeit von Mächtigen.
Am Ende der Reihe, wahrscheinlich im Mai 2007, soll ein Festival stehen: Alle Werke sollen dann zusammen aufgeführt werden, dazu gibt es ein Rahmenprogramm unter anderem mit Lesungen. Spätestens dann soll auch ein Buch erschienen sein, das alle Texte der »Dramensammler« enthält, Begleitmaterial und Fotos inklusive, kündigt Bautz an. Der Chefdramaturg: »Es soll über den Buchhandel verkauft werden und eine möglichst große Verbreitung gewinnen.«
Seiner Meinung nach müsse ein Theater auch experimentelle Sache wagen: »Dazu ist die kleine Bühne des TAMzwei hervorragend geeignet.« Uwe Bautz verspricht am heutigen Samstag einen ungewöhnlichen Abend. Und für alle anderen Aufführungstermine von »Schöne neue Werte I« auch. Die sind am 12., 18., 25. und 30. November. Bericht Seite Kultur

Artikel vom 04.11.2006