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Kulturhistorische Punktlandung

Paderborner »Canossa«-Schau geht mit 185 000 Besuchern zu Ende

Von Manfred Stienecke (Text)
und Wolfram Brucks (Foto)
Paderborn (WB). Mit etwa 185 000 Gästen gehört die Paderborner »Canossa«-Schau zu den bestbesuchten Ausstellungen dieses Jahres in Deutschland. Die Mittelalter-Präsentation geht an diesem Sonntag zu Ende.

Vor allem die mehr als 4500 Besuchergruppen bescherten einen unerwarteten Gästeansturm. »Wir können ein rundum positives Fazit ziehen«, freute sich Bürgermeister Heinz Paus über die gute Resonanz auf das nach der Karolingerausstellung 1999 zweite große Mittelalterprojekt innerhalb von sieben Jahren. »Allein die Tatsache, dass bedeutende Museen in aller Welt ihre wertvollsten Stücke nach Paderborn ausgeliehen haben, zeigt uns die große Wertschätzung.«
Für die drei Ausstellungspartner - Stadt und Erzbistum Paderborn sowie Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) - bedeutet das 5,1 Millionen teure »Canossa«-Wagnis eine »Punktlandung«, wie Ausstellungsprokurist Friedhelm Meyer betonte. Bei zuvor kalkulierten 180 000 Besuchern könne man trotz leichter Ausgabenüberschreitungen ein ausgeglichenes Ergebnis vorweisen.
»Paderborn hat sich in der deutschen Ausstellungslandschaft einen festen Platz gesichert«, bilanzierte am Freitag der Kulturdezernent des LWL, Dr. Karl Teppe, zum Abschluss des 100-Tage-Ereignisses. So sei es gelungen, die Historiker-Kompetenz der Universität Paderborn einzubinden und ein wissenschaftliches Netzwerk zu knüpfen, um das andere Regionen die Stadt beneideten.
Mit etwa 700 Exponaten aus großen Museen und Sammlungen in Europa und Übersee knüpfte die Ausstellung »Canossa 1077 - Erschütterung der Welt« an die mit 310 000 Besuchern noch erfolgreichere Karolingerschau des Jahres 1999 an. »Dabei haben wir keinen klassischen Event in Form eines Strohfeuers veranstaltet, sondern gezeigt, dass wir über eine besondere Mittelalterkompetenz in Paderborn verfügen«, nannte der Leiter des Paderborner Pfalzenmuseums, Dr. Matthias Wemhoff, durchaus selbstbewusst die Stärken der Schau. »In Deutschland gibt es wohl nur zwei bis drei Orte, an denen ein solches Projekt überhaupt möglich ist.« Glücklich sei man auch über die Tatsache, dass es offenbar gelungen sei, eine Geschichtsepoche ausgehend von einem einzelnen Ereignis zu entwickeln und zu inszenieren.
Während in der Paderborner Kaiserpfalz das historische Ereignis des Canossa-Gangs von Heinrich IV. zu Papst Gregor VII. im Jahr 1077 gezeigt wird, widmet sich das Diözesanmuseum am Dom der Kunst der Romanik. Die Städtische Galerie am Abdinghof schließlich zeigt als dritter Ausstellungsort die Nachwirkungen des »Canossa«-Ereignisses auf.
Die Ausstellung ist noch an diesem Samstag bis 22 Uhr und am Sonntag bis 20 Uhr geöffnet.

Artikel vom 04.11.2006