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MTV-Musikpreise sind
in Europa ohne Glanz

Kühles Echo auf Verleihung - Shakira der Latin-Star

Bei den Latin-Grammys räumte Shakira ab. Ihr wurden in New York gleich drei Preise verliehen.
Kopenhagen (dpa). Passend zur klirrenden Kopenhagener Kälte hat die Verleihung der europäischen MTV-Musikpreise in der dänischen Hauptstadt ein ausgeprägt kühles Echo ausgelöst.
Nachdem fast alle Preise an US-Stars wie Justin Timberlake und Christina Aguilera gingen und auch auf den beiden Kopenhagener Bühnen kaum Europäisches zu sehen war, meinte US-Technostar Moby: »Das war doch merkwürdig. Wie kann MTV so was europäisch nennen?« Kühl fiel auch das Urteil einer dänischen Zeitung aus: »Viel Mittelmaß. Die Zeit von MTV scheint abgelaufen.«
Bei der zweistündigen Show wurde Popidol Justin Timberlake, der einzige echte Weltstar bei den 13. »European MTV-Awards«, auf der kreisrunden Bühne des Bella Centers auch zum unbestrittenen Star des Abends. Der Interpret von »SexyBack« führte als Moderator durch den Abend und erhielt die per Publikumsabstimmung ermittelten Preise als bester Sänger und als bester Popstar.
Neben anderen Superstars blieben auch Überraschungen aus. Stattdessen bedankten sich Preisträger wie Aguilera als beste Sängerin oder Red Hot Chili Peppers für »Bestes Album« (»Stadium Arcadium«) artig per Videolink aus den USA. Den Preis als bester deutscher Act bekam der Rapper Bushido.
Zum Teil unfreiwillig komisch fiel für viele europäische Augen und Ohren aus, was die US-Macher als Einlagen anzubieten hatten: Einen männlichen Madonna-Parodisten und Timberlake als zotigen »Märchenonkel« zusammen mit US-Rapper Snoop Dogg.
Letzterer erhielt immerhin gute Noten für seinen Auftritt vor 7500 in eisiger Kälte ausharrenden Fans auf dem Kopenhagens Rathausplatz. Die TV-Show wurde wechselweise von hier und aus dem gut geheizten Bella Center übertragen, wo nach dänischen Medienangaben nur 1500 Zuschauer Einlass gefunden hatten.
Dass der Ruf der europäischen MTV-Awards in der Musikindustrie nicht mehr der beste zu sein scheint, demonstrierte auch Depeche Mode als bekannteste der ganz wenigen europäischen Preisträger (Beste Band): Sie schickte mit Keyboarder Andrew »Fletch« Fletcher ausgerechnet das mit Abstand am wenigsten populäre Bandmitglied nach Skandinavien. Auch das »große Finale« mit dem finnischen Monsterrocker Lordi empfanden die Kritiker nicht unbedingt als zukunftsweisend. Der Mann mit der Latexmaske trug sein »Hard Rock Hallelujah« vor, mit dem er im Mai die Herzen und Stimmen der europäischen Schlagerfestival-Fans beim Athener Eurovisionsfestival erobert hatte.
Gedanken um die Zukunft der European MTV-Awards machte sich da auch Lordis Hardrock- Kollege Lars Ulrich, dänischer Drummer der US-Band Metallica. Er wandte sich nach der Kopenhagener Show Hilfe hilfessuchend an die Presse und sagte«: »Es ist an der Zeit, dass man so was hier nicht mehr so ernst nimmt. Vielleicht könnt ihr MTV von dem hohen Ross herunterholen.«
Bei der Verleihung der Latin-Grammy-Trophäen in der Nacht zum Freitag in New York hat unterdessen die kolumbianische Sängerin Shakira (29) mit vier Preisen abgeräumt.
Der Latina-Star mit dem lasziven Hüftschwung gewann mit den Alben »La Tortura« und »Fijación Oral Vol. 1« unter anderem in den Kategorien Album sowie Song des Jahres. Sie sicherte sich auch den Preis für das beste weibliche Pop-Album.

Artikel vom 04.11.2006