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Der nächste Bus »geht« um 7.35 Uhr

Eltern der Astrid-Lindgren-Schule starten ein gesundes und sicheres »Beförderungsprojekt«

Von Markus Poch (Text und Foto)
Sennestadt (WB). Nach dem Buslinien-Prinzip funktioniert ein neues »Beförderungsprojekt«, dessen Testphase gerade an der Sennestädter Astrid-Lindgren-Schule gestartet ist. Schülerinnen und Schüler des ersten und zweiten Jahrgangs treffen sich morgens zu vorgegebenen Zeiten an vereinbarten »Haltestellen« und warten auf ihre Abholung. Allerdings kommen dazu keine Busse, sondern freiwillige Eltern, die die Meute zu Fuß zur Schule begleiten.

Weil »gehender Bus« in vieler Menschen Ohren scheinbar doof klingt, bekam dieses Modell den englischen Namen »Walking Bus«. »Es ist eine Aktion des Schulministerium NRW, die helfen soll, unsere Kinder wieder laufend zur Schule zu bewegen«, erklärt Schulleiterin Heidrun Wehn. »An der Grundschule Bielefeld-Altenhagen wird es schon praktiziert, ebenso an Schulen in Paderborn und Dortmund. Wir haben das Thema mit Lehrern und Eltern ausgiebig diskutiert und wollen es jetzt auch ausprobieren.«
Voraussetzung zur Realisierung des Modells ist eine ausreichend große Anzahl an freiwilligen Eltern. Denn auf denen lastet die morgendliche Verantwortung. Zwölf Mütter und Väter haben sich in Sennestadt spontan dazu bereit erklärt. Sie bringen zweimal pro Woche 50 bis 60 Kinder sicher bis auf den Schulhof. Im Augenblick passiert das immer mittwochs und freitags, weil an diesen Tagen die meisten Schüler mit der ersten Unterrichtsstunde beginnen. Das Prinzip funktioniert folglich nicht für den Rückweg, weil die Schlusszeiten zu stark voneinander abweichen.
Der Wendehammer Ilmenauweg, der Wendehammer Uchteweg, die Nordapotheke, das Barlach-Haus und die Einmündung Rheinallee/Neckarweg - das sind die fünf »Bushaltestellen«, an denen sich die Jungen und Mädchen am frühen Morgen treffen. Jede Haltestelle wird von einem Elternteil beaufsichtigt. Zu einer festen Zeit setzt sich der »Walking Bus« in Bewegung in Richtung der nächsten Haltestelle, wo sich die dort wartenden Kinder anschließen. Damit niemand verloren geht, geben sich die einzelnen Gruppen mit selbst gemalten Schildern zu erkennen. Außerdem überwacht, wenn es sein Dienstplan zulässt, der Sennestädter Polizist Bruno Güldenhaupt den neuartigen Schülertransfer.
»Unsere Kinder, die sonst oft einzeln von ihren Eltern zur Schule gefahren werden, kriegen auf diese Weise frische Luft und Bewegung. Außerdem entlastet das Modell die gefährliche Verkehrssituation direkt an der Schule«, sagt Heidrun Wehn. Der Gemeinde-Unfallversicherungsverband habe die Aktion mit Regenumhängen und Leuchtdreiecken gesponsert. In Planung sei auch, erklärt die Schulleiterin weiter, die Kinder für häufige Teilnahmen mit Urkunden zu belohnen. Zu diesem Zweck besitzt jeder Schüler eine Fahrkarte, die der betreffende Busvater oder die betreffende Busmutter »beim Zusteigen« im Stile eines Busfahrer abstempelt.
Die Aktion soll das ganze Schuljahr lang laufen und, wenn sich noch mehr freiwillige Eltern finden, möglicherweise auf weitere Tage ausgedehnt werden.

Artikel vom 06.11.2006