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Universität hält erstmals Winterschlaf

Zum Jahreswechsel wird Hochschule geschlossen - Energiekosten um 1,9 Millionen gestiegen


Von Sabine Schulze
Bielefeld (WB). Studenten, die einen Tag vor Heiligabend oder zwischen den Jahren in der Uni-Bibliothek lernen wollen, werden vor verschlossenen Türen stehen: Zum ersten Mal ist die Hochschule zum Jahresende nicht geöffnet. Das Rektorat will damit Energiekosten sparen.
1,9 Millionen Euro mehr als 2005 wird die Universität in diesem Jahr für Strom, Fernwärme, Dampf und Wasser ausgeben müssen. Und weil in den vergangenen Jahren lediglich ein kleines Häuflein der Versprengten die Chance nutzte, ungestört und in Ruhe arbeiten zu können, wird die Uni in diesem Jahr dicht bleiben. »Die Ersparnis wird ein hoher fünfstelliger, vielleicht sogar sechsstelliger Betrag sein«, sagt Uni-Sprecher Ingo Lohuis.
Am Abend des 22. Dezember wird alles heruntergefahren: Die Temperatur wird um acht Grad abgesenkt, die Festtagsbeleuchtung reduziert. Erst in der Nacht zum 2. Januar werden alle Systeme wieder hochgefahren. Dr. Christian Schepers, Leiter der Technischen Betriebsverwaltung, ist sicher, dass am nächsten Morgen niemand frieren wird. Von den Absenkungen der Temperatur sind die Bereiche ausgenommen, in denen Tiere und empfindliche Pflanzen untergebracht sind. Sie werden weiter beheizt, wie auch die Klimakammern unbeeinflusst bleiben. Möglichst heruntergefahren werden zum Beispiel die Versuche in der Fermentationstechnik. »Die Prozesse sind wegen der Generationszeit der Bakterien kurz, die Bio-Reaktoren werden möglichst nicht betrieben«, sagt Prof. Dr. Erwin Flaschel. Auch in der Zellkulturtechnik wird gedrosselt. »Wir werden die Zellen einfrieren und zum Jahresbeginn wieder auftauen«, erklärt Prof. Dr. Thomas Noll. Die Brutschränke bleiben in Betrieb. »Aber diese Systeme laufen autark.«
Wie an den Wochenenden auch werden alle Außentüren der Universität geschlossen sein. Wer dringend in der Hochschule zu tun hat, um durchlaufende Versuche zu kontrollieren, Messungen durchzuführen oder Tiere zu versorgen, kommt nur nach einer Kontrolle durch den Haupteingang ins Gebäude. Die Fakultäten müssen bereits vorab die Namen derer auflisten, die im Dienst sein werden. Ansonsten wird allen anderen der insgesamt 1585 Hochschulangehörigen Weihnachtsurlaub verordnet.
Die Studenten werden in der kommenden Woche über die Schließung informiert. Wer dringend über die Feiertage Literatur benötigt, muss sie sich vorab besorgen. Ausnahmsweise werden auch Bücher ausgeliehen, die zum Präsenzbestand gehören und nur vor Ort gelesen werden dürfen. Am Freitagnachmittag können sie mitgenommen werden, am Vormittag des 2. Januar müssen sie zurückgebracht werden.

Artikel vom 03.11.2006