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Hengstweg: Protest gegen die Buslinie

Anwohner machen ihrem Ärger in der Sitzung der Bezirksvertretung Luft - Hoffnung gering

Von Stefanie Westing
(Text und Foto)
Quelle (WB). Mit Händen und Füßen wehren sich die Anwohner des Hengstweges in Quelle gegen die Buslinie, die durch ihre Straße führen soll. Am Donnerstag marschierten etwa 50 Betroffene plus Kinder mit Protestplakaten in den Sitzungsraum, in dem die Brackweder Bezirksvertretung tagte. Die Jungen und Mädchen trugen Schilder um den Hals, auf denen Aussagen standen wie »Wir wollen keine Bus-Schumis«.

Dr. Bernd Brunemeier, der die Sitzung in Vertretung des erkrankten Bezirksvorstehers Siegfried Kienitz leitete, unterbrach die Tagesordnung und beraumte eine kurze Sonderfragestunde an. Eine der Sorgen der Anwohner, nämlich dass das Gebiet künftig nicht mehr als »Zone 30« gelten könnte, wusste Brunemeier zu zerstreuen: »Die Tempo-30-Zone bleibt bestehen.«
Fragen gab es trotzdem noch reichlich. »Warum hält die Politik an einer Buslinie fest, die die Bürger nicht wollen - vor allem, weil es in der Nähe bereits Bushaltestellen gibt, die alle in zwei Minuten zu erreichen sind? Warum ist die Politik so stur? Und warum schauen Sie sich die Situation vor Ort nicht einmal an?«, prasselten die Fragen auf die Bezirksvertreter ein. Die Anwohner hatten sich Rechtsbeistand von Rechtsanwalt Serdar Gürler geholt. Dieser formulierte seine Fragen sachlicher: »Wenn die Buslinie seinerzeit geplant wurde, ist das eine Sache. Ich habe mehr Probleme mit der Art und Weise des Ausbaus. Es war mal ein Gehweg mit zwölf Zentimeter hohem Bordstein geplant, jetzt ist von einem befahrbaren Gehweg die Rede.« Das Argument der Barrierefreiheit wollte er nicht gelten lassen. Des Weiteren bemängelte er die Tatsache, dass entgegen ursprünglichen Aussagen keine Bäume mehr gepflanzt werden sollen.
CDU-Fraktionsvorsitzender Herbert Braß versuchte, die Situation aus Sicht der Politik darzustellen: »Bei der Beschlussfassung wurde 1998 festgelegt, dass der öffentliche Nahverkehr gefördert werden soll, indem eine Buslinie durch die Straße geleitet wird. Das wurde in jedem Plan immer wieder ausgeführt, und die Politik ist von den Bürgern in Quelle darin bestärkt worden, an den Plänen festzuhalten. Man kann das jetzt nicht einfach ändern.« Es gebe Beschlüsse aus der Bezirksvertretung und dem Stadtentwicklungsausschuss, und diese seien »nicht einfach vom Himmel gefallen«. Die Anwohner, die zum großen Teil erst nach 1998 in den Hengstweg gezogen sind, hätten sich zuvor informieren müssen.
Die SPD schloss sich den Ausführungen Braß' an und verwies auf eine Stellungnahme des Amtes für Verkehr. Dieses teilte - in Absprache mit der Polizei - mit, dass die Befürchtung eines starken Durchgangsverkehrs nicht geteilt werde. Die Forderung der Anwohner nach einer Abbindung der Straße in Höhe der Einmündung Hengstweg / Am Rennplatz sieht das Amt für Verkehr als nicht notwendig an.
Von der Magdalenenstraße in Richtung Carl-Severing-Straße sei kein Durchgangsverkehr zu befürchten, so die Mitteilung. Wenn man für die Gegenrichtung rein hypothetisch unterstelle, dass ein Drittel der Fahrzeuge, die von der östlichen Carl-Severing-Straße in die Magdalenenstraße abbiegen, den Hengstweg als Nebenstrecke nutze, wären dies pro Tag 120 Fahrzeuge - in der Spitzenstunde alle fünf Minuten eins, in Schwachverkehrszeiten deutlich weniger, so das Amt für Verkehr. Folglich sehe die Verwaltung kein Erfordernis, »von der Planung abzuweichen oder verkehrsrechtliche Maßnahmen zu ergreifen«.
Das sehen die Anwohner anders. »Die Beschlusslage aus dem Jahr 1998 nutzt einem Kind, das 2006 überfahren wird, gar nichts«, betonte ein Vater. Eine Mutter wollte nicht, dass die Sicherheit der Kinder auf der Carl-Severing-Straße zu Lasten der Kinder im Hengstweg erhöht wird.
Brunemeier bat Anwalt Gürler, die Bedenken schriftlich einzureichen. »Danach müssen wir überlegen, was zu diesem späten Zeitpunkt im Sinn der Anwohner noch möglich ist.« Viel Hoffnung machte er jedoch nicht - auch mit Blick auf vergleichbare Fälle, in denen nicht von der Planung abgerückt worden sei, zum Beispiel »Am Speksel«: »Wenn die Anwohner dort denken, sie müssten nur mit einer Fahne in die Bezirksvertretung marschieren, stehen auch sie bald wieder auf der Matte.«

Artikel vom 04.11.2006